Hallo
In diesem Forum wurde viel über das grundsätzliche Verfahren des Baus eines Schachtbrunnens ausgeführt. Ich möchte meine Erfahrungen vor ca. 30 Jahren darstellen.
Vor ca. 30 Jahren stand ich vor der Situation, inwieweit ich die Bohrprobe, die ich ca. 4 m eingetrieben hatte, weiter zu führen. Von einem fachlichen Vertreter der staatlichen Geologie wurde mir empfohlen einen Brunnen am Tiefpunkt meines Grundstückes abzuteufen. Dieser Standort liegt ca. 100 m vom Eingang und damit vom Feldweg entfernt. An diesen Tiefpunkt, das ergab eine kurze Bohrung, stand das Wasser im ca. 50 cm unter Oberfläche Gelände an. Ich wollte dem Brunnen als Schachtbrunnen im klassischen Brunnenabsenkverfahren niederbringen. Ich ließ mir aus Blech eine Brunnenschneide zusammenschweißen. Die Hohlräume dieser verfüllte ich mit Beton. Diese Brunnenschneide positionierte mit dem ersten Schachtring auf der Absenkstelle. Ich begann mit dem Aushub und folgte diesem mit dem Absinken dem Wassers bis in eine Tiefe von 8,0 m. Bis zu dieser Tiefe habe ich stark bindigen Boden (Lehm) angetroffen. In acht Meter Tiefe fand ich Kies und damit einen ständigen Wasserzufluss. Dieser behinderte meine weitere Arbeit derart, dass ich diese einstellen musste. Der Betrieb des Brunnens konnte ich ohne Probleme vornehmen. Im Brunnen hatte ich einen Wasserstand von mehreren Metern. Der vorgenannte Wasserstand von ca. 20 cm traf nur kurzzeitig an. Der Aushubvorgang lief so ab, dass ich mit einer Handwinde einen runden 75 Liter Behälter auf die Aushubsohle absenkte. Jetzt stieg ich an den Steigeisen hinein und füllte diesem Behälter mit einem kurzen Spaten. Nachdem der Behälter gefüllt war stieg ich heraus und hob den Behälter mit der Handwinde heraus. Der Einbau der Schachtringe geschah folgendermaßen:
Nachdem der Brunnen bis auf Oberfläche Gelände abgesunken war, legte ich zwei Holzbohlenstücke auf den abgesunkenen Schachtring. Jetzt musste ich den nächsten Schachtring antransportieren und auf dem abgesunkenen Schachtring auflegen. Mit meiner Ehefrau richtete ich einen liegenden Schachtring auf und wir rollten diesen ca. 100 m bis zur Einbaustelle. Wir kippten den Schachtring auf dem mit Bohlenstücken abgedeckten. Mit zwei langen Meißeln konnte ich diesen anheben die Bohlenstücken vornehmen und so drehen, dass die Steigeisen lotrecht übereinander stehen.
Nachfolgende Havarie muss ich noch benennen: nachdem die Brunnenschneide mit den aufgelegten Schachtringen (acht Stück) nicht mehr richtig nachrutschten habe ich ca. 1,5 m unter diese ohne Schutz gegraben. Ein plötzlicher Wassereinbruch, bedingt durch Starkniederschläge, bewirkten einen teilweisen Einsturz. Die Brunnenschneide war grob verformt. Ein Schachtringen stand senkrecht im Schacht. Die Brunnenschneide musste ich bergen und entsorgen. Denn senkrecht stehenden Ring konnte ich entsprechend richten.
Welche Schlussfolgerungen zog ich:
1.Niemals ohne Schutz graben.
2.Den ersten Schachtring setzte ich nicht genau waage- beziehungsweise senkrecht. Die Folge war, dass der Brunnen nicht genau senkrecht steht. Die Schlussfolgerung ist, dass bei der Einrichtung des ersten beziehungsweise zweiten Schachtringes unbedingt die senkrechte Position anzustreben ist.
3.Den zweiten Fehler machte ich beim Einbau des fünften Ringes. Mir gelang es nicht dieses so zu positionieren, dass die Steigeisen senkrecht übereinander stehen. Somit muss sich beim Heruntersteigen aufpassen. Deshalb muss der neu eingebaute Schachtring mit zwei Meißeln entsprechend gedreht werden.
4.Eine Brunnenschneide würde ich nicht wieder benutzen. Das Graben ohne diese fand so statt, dass ich den Aushub etwas größer gestaltete (indem ich immer einen Finger hinter die Außenfläche Schachtring stecken konnte). Dann erfolgte des Nachrutschen unkompliziert.
5.Generell gesagt würde ich einen zukünftigen Brunnen nur so bauen..
Mit diesen Beitrag verbinde ich aber folgendes Problem an die Experten:
Nachdem die ganze Zeit mein Brunnen mit der geschilderten Misere funktioniert hat, musste ich in diesem Jahr feststellen, dass ich zur Zeit nur wenige Eimer Wasser entnehmen kann. Mit 69 Jahren bin ich in den Brunnen gestiegen und habe festgestellt, dass ca. 20 cm Lehm eingesickert sind. Ich habe mich durchgerungen diesen zu entfernen und in dem Kies eine Vertiefung (quasi eine Pumpenvorlage) zu schaffen. Dazu habe ich eine Aufhängekonstruktion für eine elektrische Winde aufgestellt. Jetzt möchte ich mit dieser einen Behälter absenken, den Lehm und mehrere Behälter mit dem Kies herausheben (allerdings nachdem ich ausgestiegen bin). Dabei möchte ich lediglich eine Vertiefung wie vorgenannt schaffen. Sollte das nicht ausreichen schwebt mir vor einen oder zwei vorhandene Betonringe für Straßeneinläufe (lichter Durchmesser 40 cm, Höhe 25 cm) absenken. Die Aushubmassen möchte ich per Hand mittels eines Handbohrers oder eines speziellen Grabgerätes für kleine Baugrube graben. Meine Frage an das Forum ist: wie seht Ihr das?
Für Eure Antworten bedanke ich mich im Voraus.
Es grüßt
Birnbaum01
Bau Schachtbrunnen und Vertiefung
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Hallo Birnbaum01
Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
Zu deiner Frage
Für mich die Unbekannte in dem Problem ist wie mächtig die Kiesschicht in der momentanen Endteufe ist.
Eine weitere Unbekannte ist der ein gespülte Lehm. Ist dieser nur in den Brunnen eingedrungen und hat sich am Boden abgesetzt, oder ist er Kugelförmig um die Brunnensohle im Erdreich ( Kiesschicht).
Hat sich der Lehm nur abgesetzt sollte es reichen ihn zu entfernen.
Wenn nicht dann ist die Kiesschicht zugesetzt weil sie als Filter funktionierte.
Das gilt es heraus zu finden um das weitere Vorgehen zu bestimmen.
Somit müsste der Sumpf entfernt werden um zu sehen wie sich das Wasser verhält.
Wie hoch war der GW Stand im Normalfall? -
Moin Birnbaum01,
auch ich danke für deinen ausführlichen Bericht.
Du erwähnst eine Brunnenschneide, wie muss ich mir das vorstellen. Einen Ring aus Metall, den du unter dem ersten Brunnenring positioniert hast?Ich nehme auch an, das sich im Laufe der Jahre die Brunnensohle einfach nur mit Lehm( bedingt durch Wasserförderung oder Niederschlagswasser, welches außerhalb vom Brunnen versickert) zugesetzt hat und diese so abdichtet, dass kein Wasser mehr aufsteigen kann. Dieses Problem hat irgendwann jeder Schachtbrunnen, wenn keine Kiesschüttung von außerhalb eingebracht wurde.
20 cm gerechnet auf 30 Jahre ist aber mehr als normal.
Das Grundwasser wird auf Grund des oberhalb bindigen Bodens unter Spannung stehen, daher auch dein bisheriger hoher Wasserstand im Brunnen.Gehe davon aus, wenn nicht gerade das GW abgesenkt wurde, dass wenn du die abgesetzte Lehmschicht entfernst, der Brunnen wieder laufen wird.
Diese geht natürlich nur manuell.
Würde dann nur noch den Kiesgrund auflockern und eventuell mit einer groben Rollschicht abdecken.
Über Gelände würde ich um den ersten Brunnenring einen Ring Plastern oder aus Beton gießen, damit nicht unmittelbar an den Brunnenringen Wasser versickern kann( auch im bindingen Boden versickert Wasser, nur halt langsamer).
So würde es bereits in früheren Zeiten gemacht, um Niederschlagswasser vom Brunnen fern zu halten. -
1.Hallo Fellnase, die Kiesschicht habe ich lediglich angegraben. Wenn ich ein Maß sagen kann, würde ich das mit 10 Zentimeter benennen. Der Grund ist einfach es kam so viel Wasser an, dass ich ohne Pumpe nicht weiter arbeiten konnte. Eine Pumpe hatte ich in der damaligen DDR-Zeit nicht. Der Lehm ist aus meiner Sicht nicht in der Kiesschicht enthalten. Mit dem Grundwasserstand im Normalfall ist das so ein Ding. Im Frühjahr standen bis 6 m Wasser an, danach habe ich bis auf die 20 cm abgepumpt.
Gruß Birnbaum01 -
1.Hallo Plunschmeister, die Brunnenschneide wurde aus zwei 15 cm breiten Blechen in der entsprechenden Länge V-förmig zusammengeschweißt. In ca. 50 Zentimeter Abstand wurden quer Blechstücke zur Versteifung eingeschweißt. Den Hohlraum habe ich mit Beton verfüllt. Ich glaube nicht, dass der Lehm ein gespanntes Grundwasser bewirkt. Durch den Lehm habe ich lediglich keinen richtigen Pumpensumpf mehr. Auf alle Fälle werde ich mit dem Aushub des Lehms weitersehen. Den Hinweis hinsichtlich der Gestaltung der Oberfläche nehme ich an.
Gruß Birnbaum01 -
Hallo,
nachdem ich am Samstag an meinen Brunnen weiterarbeiten wollte, gebe ich nachfolgendes zur Kenntnis:
Ich hatte mir ein Gerüst für die Elektrowinde aufgestellt. Dieses Gerüst bestand aus zwei A-Böcken, die ich im Abstand von 1,30 m seitlich neben dem über das Gelände stehenden Schachtring gestellt habe. Diese A-Böcke habe ich mit Brettern verschwertet. Um die vorhandene Elektrowinde zu nutzen, habe ich ein Quadratrohr 45 auf das Gerüst gestellt und diese befestigt. Die Winde hebt 125 kp. Einen Behälter, um den Aushub heraus zu transportieren, hatte ich mir auch aus Holzplatten mit einer lichten Größe von 35*35*50 cm zusammengeschraubt. Nachdem ich die vorhandene Pumpe aus dem Brunnen herausgehoben hatte, konnte ich die Schmutzwasserpumpe AL-KO RAIN 2500 und vorgenannten Behälter in den Brunnen absenken. Kurz gesagt ich habe lediglich zwei Behälter stark bindiges Lehmmaterial herausgeholt. Beim Füllen des ersten Behälters musste ich feststellen, dass die Schmutzwasserpumpe nicht mehr funktionierte, weil sie sich zugesetzt hatte. Beim Füllen des zweiten Behälters hatte ich die Pumpe aufgehängt. Diesmal funktionierte diese. Aus dem ¾ Zoll Schlauch ist das Wasser ständig im vollen Querschnitt ausgelaufen. Im Brunnen selbst konnte ich keinen Absinken des Wasserstandes feststellen. Ich stand somit mit den Stiefeln in 30 cm Wasser und konnte die bindigen Massen mit dem Spaten und mit Hand herausnehmen. Ein Tieferschachten war infolge dieses Wasserstandes und der anstehenden festen Masse nicht möglich. Ich habe für mich die Schlussfolgerung gezogen dass dieser Wasserzulauf ausreichend ist. Sollte eine Vertiefung erforderlich werden, muss das anstehende Wasser mit einer noch leistungsfähigeren Schmutzwasserpumpe abgepumpt werden. Danach muss der offensichtlich fest gelagerte Kies aufgelockert und ausgehoben werden.
Beim Wiedereinsetzen meiner Pumpe unter musste ich feststellen, dass sich der Druckschlauch gelöst hat. Jetzt werde ich dazu eine Veränderung durchführen und feststellen, inwieweit sich vorgenannte Feststellung bewahrheitet.
Mit freundlichen Grüßen
Birnbaum01