Hallo Forengemeinde,
wir haben mit einem gekauften Spülbohrgerät einen Brunnen auf unserem Grundstück gebohrt.
Laut einem Bodengutachten sind die geologischen Verhältnisse wie folgt:
Nach einer dünnen Schicht Mutterboden kommt eine Schicht Kies mit vereinzelt Bauschutt. Ab ca. 3m kommt Schluff, und eine dünne Schicht Wasser. Das ist jedoch wohl nur Oberflächenwasser und ist im Sommer wenn es gebraucht wird weg. Zwischendurch folgen Tonige und Lehmige Schichten, und weiter der Schluff, der Wasser enthält. Die Schluffschicht geht bis 80 Meter Tiefe.
Uns war klar, dass ein Brunnen im Schluff nicht so viel Wasser wie im Sand oder Kies liefern kann, dennoch wollten wir an das tiefere Wasser, da das Oberflächenwasser im Sommer nicht mehr vorhanden ist.
Der Vorbesitzer hat das Bohrgerät auf 1 ¼“ umgerüstet, obwohl es für 2“ Bohrrohr gebaut wurde. Bei den ersten Versuchen haben wir mit diesem Gestänge gebohrt, was nicht von Erfolg war. Der Strömungswiderstand scheint zu groß (Faktor 7 so groß wie beim 2“-Rohr) und das enorme Drehmoment hat Gewinde und Gestänge beschädigt. Außerdem haben wir ein 150er PP-Rohr als Stützrohr mit runtergeführt, indem sich wie wir vermuten Steine angereichert haben, weswegen der Bohrer gepoltert hat und es nicht mehr tiefer ging.
Wir haben daraufhin das Bohrgerät auf 2“ Bohrgestänge zurück gerüstet und eine sehr starke Pumpe (22kW, 800l bei 8 bar) angeschafft um sicher zu gehen, dass es nicht an einer zu schwachen Pumpe lag. Das Bohrgerät entspricht damit ungefähr den Leistungsdaten eines „professionellen“ Gerätes (vom Drehmoment, Gestängedurchmesser und der Pumpleistung her).
Beim zweiten Loch haben wir dann mit einem 150er Trockenbohrer bis auf ca. 1,5m gebohrt und das 150er nur noch als Standrohr gesetzt. Um einen Spülverlust nach außen zu verhindern haben wir es zusätzlich einbetoniert. Auf das Stützrohr haben wir verzichtet und mit einer 3%-tigen Bentonitspülung gebort. Das Abteufen hat jetzt gut geklappt. Manchmal haben wir viel Vorschubkraft aufbringen müssen (kurz bis zu 300kg), meistens jedoch nur wenig. So haben wir mittels Spülbohrung durch alle Schichten bis auf 15m mit 150mm Durchmesser gebohrt. Am Ende ging es wieder einfacher, sodass wir auch noch um einiges tiefer hätten Bohren können.
In das Bohrloch haben wir dann 13m blaues Brunnenrohr wie folgt runtergelassen. Ganz unten ein Meter Vollwandrohr mit Endkappe, dann 3m mit Filterschlitzen (0,3mm) und darauf wieder 9m Vollwandrohr. Also sind wir 5m unter Grundwasserspiegel. Ich hatte damals nur 13m Rohr gekauft, sonst hätten wir auch tiefer gehen können. Die Endkappe haben wir drangemacht, weil bei unseren Nachbarn der Brunnen den der „Profi“ mit schwerem Gerät gebohrt hat von unten voll Feinsand gelaufen ist, und nach dem 2 Pumpen darin versunken sind garnicht mehr funktioniert. Er hatte wohl Beton reingekippt, aber der ist nicht unten im Rohr geblieben.
Um das Brunnenrohr haben wir mit Quarzsand verfüllt. Der hat eine 1mm – 2mm Körnung. Normalen Sand wollte ich nicht nehmen, weil der Korgrößen im Bereich der Schlitzweite hat, und somit in meinen Augen keinen Vorteil gegenüber dem Schluff hat (War der zu grob, und hätte man in einem Fachgeschäft eine bessere Körnung kaufen können, wenn ja welche?)
Das gute ist, dass das Bohrloch trotz einiger Arbeitspausen stabil geblieben ist, wir nie Material auf dem Bohrmeißel hatten (wie vorher) und wir ohne Probleme das Brunnenrohr versenken konnten.
Im Nachhinein stellen sich mir jedoch einige Fragen:
- Im Kies, den wir hochgefördert haben waren Steine bis ca. 2cm, die konnten wir mit der schwächeren Pumpe beim ersten Versuch nicht fördern. Was ist mit den größeren Steinen? Gab es keine, oder konnten die diesmal ausweichen, da wir ohne Verrohrung gebohrt haben? Wir haben auch eine große Kiespumpe, kann man die großen Steine sonst auch damit fördern, oder kann man die nur einsetzen, wenn man „verrohrt“ bohrt?
- Hätte man auch eine viel schwächere Pumpe nehmen können z.B. eine Honda WT 40 X, oder ist dann die Steiggeschwindigkeit im 150er Loch geringer als die Sinkgeschwindigkeit der Partikel (und Steine)?
- Laut Wikipedia ist Schluff ein „bindiger“ Boden. Braucht man dann beim Schluff überhaupt Bentonit oder wäre das Bohrloch auch ohne Spülzusatz stabil gewesen?
- Ohne Vorschubkraft ging der Bohrer im Schluff kaum tiefer. Ist das normal, dass Schluff im Boden so hart ist, oder haben wir was falsch gemacht?
- Wäre ein tieferes Loch besser gewesen? Die Schicht ändert sich ja lange nicht, aber man hätte mehr Spielraum wenn beim Pumpen der Wasserstand sinkt, oder könnte mehr Filterrohr einbauen.
Noch haben wir das Bohrgerät ja, also wenn wir alles falsch genacht haben, könnten wir nochmal neu bohren.
Ich hoffe ihr könnt mir meine Fragen beantworten. Der Brunnen ist ja jetzt erstmal fertig, aber mich interessiert halt auch die Theorie, die dahinter steckt.
Zur Ergiebigkeit kann ich erst was sagen, wenn der Brunnen klargespült ist.
Viele Grüße
Kapillare