Hallo,
ich bin endlich fertig. Es hat lange genug gedauert, aber nun kommt das Gartenwasser aus dem Brunnen.
Da ich selber vor dem Brunnenbau lange im Internet recherchiert habe und aus jedem Brunnenbaubericht neue Erkenntnisse gewonnen habe, will ich nun auch meine Erfahrungen weitergeben.
Die Vorbereitung:
Als vollkommener Brunnenbaulaie sollte man vorher ausgiebig im Internet (Google) nach allen Brunnenbaustorys suchen, die man finden kann.
Die Fragen nach der Bodenbeschaffenheit und in welcher Tiefe finde ich Wasser, kann in Niedersachsen folgender Link beantworten:
http://memas01.lbeg.de/lucidamap/index. ... P=SCHNITTE
Bei Hydrostratigrafische Profischnitte ein Häckchen machen und aktualisieren. Dann erscheint eine Übersichtskarte aller verfügbaren Schnitte.
Durch vergrößern des Dich betreffenden Bereiches (rechts ist das Symbol für vergrößern) kannst Du genauer die zutreffenden Schnitte sehen. Wenn Du dann auf den blauen Schittverlauf klickst (vorher rechts wieder das Symbol mit dem Pfeil und dem kleinen Quadrat auswählen) erscheint ein Auswahlfenster. Hier auf das rote Quadrat mit dem weißen i klicken. Dann geht ein neues Fenster mit dem Hydrostratigrafischen Profischnitt auf (Dauert eine ganze Zeit).
Und hier noch mal ein Link zur Erklärung der Legende:
http://memas01.lbeg.de/lucidamap/projec ... ten_21.pdf
Auch die Lage des ersten Grundwasserstockwerks ist dort zu finden:
http://memas01.lbeg.de/lucidamap/index. ... OUP=WASSER
Bei mir funktionierte nur die 1:200 000 Karte.
In anderen Bundesländern gibt es bestimmt ähnliche Einrichtungen. Den Wasserversorger oder die Behörden anzurufen kann vielleicht auch helfen, bei mir nicht.
Die Höhe meines Geländes habe ich mit Google Earth ermittelt. Höhe des Geländes minus Grundwasserspiegel über NN ergeben die voraussichtliche Grundwassertiefe unter Geländeoberkante.
Nachdem bei mir die Chancen sehr gut standen: Grundwasser bei weniger als 10m und ab ca. 1,5m nur Sand, konnte der Brunnenbau starten.
Zum Bohren habe ich mir einen Erdbohrer mit einem Durchmesser von 180mm gebaut. Der reicht für ein 160er KG-Rohr.
Das Aufweiten der Wendel hatte ich mir viel einfacher vorgestellt. Das hat wohl die meiste Zeit gebraucht. Ich habe auf eine Aufkantung und Auslaufsperre verzichtet, um den Sand leichter aus der Wendel entfernen zu können. Und im Wasser wollte ich ja auch mit der Kiespumpe arbeiten. Die Praxis hat in meinem Fall gezeigt, dass dieses richtig war, da ich meistens den Sand einfach abschütteln konnte. Auf die seitlich angebrachte Schneide hätte ich auch noch verzichten können. Um das Gewicht so gering wie möglich zu halten, ist das Gestänge aus ½“-Rohr. Es hat sich als sinnvoll herausgestellt eine Verlängerung 1m lang und den Rest der Verlängerungen 2m lang zu fertigen. So hat man weniger Kupplungen und das Gestänge wackelt nicht so. Beim Bohren sollte man immer mal wieder schauen, ob die Bohrung noch lotrecht verläuft. Man kann mit dem Bohrer die Richtung etwas steuern.
Ab einer Tiefe von ca. 5m musste ich das Bohrgestänge bei jedem Runterlassen und wieder Hochholen auseinander schrauben. Damit der Bohrer nicht auf einmal im Loch verschwindet, habe ich mir aus einer Schichtholzplatte eine Hilfe gebaut.
Endlich, bei 7,5 m wurde der Sand dann feucht:
Und schon bei 7,7m ging nichts mehr. Das Loch fiel immer wieder zusammen. Deshalb ließ ich 8m 160er KG-Rohr ins Loch ab.
Danach habe ich mir erst mal ein Kiespumpe gebaut. Aus Stahlrohr 88,9x3,2mm 800mm lang, 16mm Rundstahl 780mm lang, zwei 20mm Hartgummischeiben D= 78mm als Kolben, 5mm Weichgummi für das Bodenventil, 3mm Blech für den Boden und die Kolbenstangenführung, sowie Flachstahl 5x40 für den Verschluss. Ich habe extra eine Pumpe mit herausnehmbarer Kolbenstange gebaut, um die Pumpe leichter entleeren zu können. Bei mir hat sich das bestens bewährt, da ich die Pumpe einfach Überkopf in die Karre stellen konnte und der Inhalt herausrutschte. Das Fummeln mit dem Splint scheint mir das kleinere Übel zu sein. Mit einer Zange zum Heraushebeln und einem Hammer zum Einsetzen ging das auch recht einfach.
Damit es der Pumpe nicht irgendwann in den Sinn kommt nicht mehr aus dem Bohrloch aufzutauchen, habe ich das Seil mit selbstverschweißendem Klebeband und drei Seilklemmen gesichert. Sicher ist sicher.
Den Dreibock fertigte ich mir aus den Verlängerungsstangen des Erdbohrers und einer dreieckigen Kopfplatte aus 3mm Blech an die ich drei Zapfen geschweißt habe, welche in die Kupplungen der Verlängerungsstangen passen. Die Umlenkrolle habe ich aus dem Baumarkt.
Jetzt kam der spannende Augenblick, ob meine Doppelkolbenpumpe auch das hält, was ich erwartete. Doch sie funktionierte noch besser als gedacht. Vier mal am Seil den Kolben ziehen und schon war die Kiespumpe 2/3 voll.
Das KG-Rohr machte auch ohne Gewicht sofort einen Satz nach unten. Ich habe mich daraufhin entschlossen, dass KG-Rohr noch 2m tiefer auf 10m zu plunschen. Alles ohne Gewicht auf dem Rohr. Ich habe mich nur ab und an mal aufs Rohr gesetzt. Nur bei 9,5m war wohl ein Stein im Weg. Da sich nach 4mal plunschen das Rohr nicht bewegen wollte, bin ich auf Rohr gestiegen und ein paar mal drauf gesprungen. Dann machte es auch gleich wieder einen ziemlichen Satz nach unten.
Der erste Schritt war getan. Nun sollte es mit DN100 Brunnen- und Filterrohr weitergehen. Da ich von 1,5 bis 10m tiefe nur feinen Sand hatte, und auch der Hydrostratigrafischen Profischnitt weiterhin die gleichen Bodenverhältnisse verhieß, wollte ich einen geeigneten Filter verwenden. Ich habe mich für den LOFILT4 der Fa. Lotze entschieden. Da der Filter einen Absatz von über 10mm hat (ziemlich schlecht fürs plunschen) habe ich über das Sumpfrohr ein 125er KG-Rohr gestülpt. Der Muffenansatz des KG-Rohr hat ca. den Durchmesser des Filters. Den Spalt zwischen KG-Rohr und Brunnenrohr habe ich mit gesiebtem feinen Sand aufgefüllt und alles mit Heißkleber verklebt.
Auch der Absatz zwischen den beiden Filtern ist mit einem Rohrstück überbrückt.
So konnte die Filterstrecke mit Sumpfrohr und noch 5m Brunnenrohr im 160er Schutzrohr versenkt werden. Damit das Versenken nicht Wirklichkeit wird habe ich vorher um das obersten Rohr eine 100er Rohrschelle geschraubt. Bis auf 11m schraubte ich nun weitere Brunnenrohre auf. Mit einer zweiten Rohrschellen habe ich dabei das Rohr immer gegen Verschwinden gesichert. Beim anschließenden Plunschen verschwand das Rohr, nur mit 4 Rasenkantensteinen beschwert, in beängstigender Geschwindigkeit im Loch.
Jetzt wollte ich noch einen Meter tiefer ins Grundwasser, hatte jedoch kein Brunnenrohr mehr. Also um das Schutzrohr eine 1,2m tiefe Grube ausgehoben, das Schutzrohr um 1m gekappt und weiter geplunscht.
Zwei weitere Rasenkantensteine sorgen jetzt für noch mehr Abtrieb. Der Feinsand hat also auch was Gutes.
Danach habe ich dann mal mit dem Lot die Brunnentiefe ausgemessen. Oh Schreck, es fehlten fast ein Meter. Der Feinsand stand also fast 1 Meter im Sumpfrohr. Ich hatte mich ja schon gewundert, warum das Brunnenrohr beim schnellen raufholen der Kiespumpe immer einen Satz nach unten machte. Der Feinsand ist dabei förmlich in das Rohr gesogen worden. Also habe ich erst mal den Gegendruck durch Wasser einfüllen erhöht. Und dann ganz vorsichtig geplunscht.. Immer nur den Kolben gezogen, nicht die Pumpe. Und nach 4 mal Kolbenziehen die Pumpe ganz langsam nach oben geholt. Bis auf 20cm bekam ich so den Sand aus dem Sumpfrohr. Die letzten 20cm waren auch durch weiteres vorsichtiges Plunschen nicht mehr heraus zu bekommen. Das Sumpfrohr habe ich dann mit 20cm Quellton und einer Handvoll Kieselsteine verschlossen.
Um einen frostsicheren Platz für die Armaturen und den Druckkessel zu schaffen, ließ ich mir drei 100er-Schachtringe (25cm hoch) und einen Schachtkonus liefern. Da der Baustoffhändler diese an meiner Grundstücksgrenze angeliefert hatte, musste ich die Ringe und den Schachtkonus die Auffahrt rauf, um die Garage herum, hinten in den Garten zum Brunnen bringen. Die Ringe ließen sich ja noch ganz gut rollen. Aber der Schachtkonus lag mit seinen 300kg wie ein Findling da. Ich habe ihn mit einem dicken 4m langen Brett, ein paar Plastersteinen als Auflager und dem umzu gewickelten Kiespumpenseil auf die Auffahrt und auf die ½“-Rohre des Bohrgestänges geschwenkt. Nun ließ sich der Konus recht leicht auf den Rohren die Auffahrt hochrollen. Um die Garage herum habe ich Bretter ausgelegt und auch mit Hilfe der Rohre den Konus bis hinters Haus gerollt. Zum Einbau der Schachtringe bediente ich mich eines alten Schachtbrunnenbauertricks: Den ersten Ring über das Brunnenrohr fallen lassen und den Boden unter dem Ring weggegraben bis die Ringoberkante mit dem Erdboden eben war. Dann zwei Bretter auf den Schacht gelegt und den nächsten Ring auf den ersten gekippt. Die Bretter unterweggezogen und weiter gegraben. Den Schachtkonus habe ich wieder mit Brettern und den ½“-Rohren über den letzten Schachtring gerollt und die Rohre und Bretter unter dem Konus herausgehebelt. Dann wieder unter den Ringen die Erde weggraben, bis auf eine Tiefe von 1,2m. Brunnenstube fertig. 1 Tag Arbeit.
Jetzt musste der Brunnen klargepumpt werde. Da mir die Tiefbrunnenpumpe dafür zu schade war, bestellte ich hierfür über ebay eine günstige Kreiselpumpe. Mit 1“ Saugrohr und Fußventil sowie 1“ Wasserschlauch habe ich dann für ein paar Stunden den Brunnen klargepumpt. Da die Pumpe, aufgrund der hohen Saughöhe, nur 1800 Liter/h saugte und zum Klarpumpen ja eigentlich (nach 3h Pumpen mit halber Menge) mit der doppelten Entnahmemenge gepumpt werden soll, hängte ich das Fußventil noch in die Filterstrecke und zog es langsam von unten nach oben, immer 10min auf einer Höhe verharrend, nach oben.
Zur Überprüfung des Sandgehaltes füllte ich einen 20 Liter Eimer und ließ ihn ein paar Stunden ruhen. Danach habe ich die Hälfte abgegossen und den Eimer schnell um seine Achse gedreht. Dabei soll sich der Sand in der Mitte sammeln. Bei mir war aber kein Sand zu erkennen, so dass der Brunnen klargepumpt war. Der LOFILT-Filter scheint sehr gut zu filtern.
Um das Brunnenwasser auf Eisen zu überprüfen, ließ ich ein Glas ein paar Stunden in der Sonne stehen. Zeigt sich ein roter Niederschlag (Eisenhydroxid) so ist Eisen im Wasser. Auch besprühte ich ein weißes Papierblatt, um nach den Trocknen nach Rostspuren zu schauen. Mein Wasser hinterlässt keine Rostspuren.
Da ich immer noch mit dem Scheitern des Projektes gerechnet habe, suchte ich erst jetzt nach einer passenden Tiefbrunnenpumpe. Um die Kosten nicht noch weiter ausufern zu lassen, bestellte ich eine 750 Watt-Pumpe für 250,-- EUR. Die soll 7,2 bar und 3m²/h bei 46m Förderhöhe bringen. Des weiteren kaufte ich mir einen 50 Liter Druckkessel und einen mech. Druckschalter. Beim örtlichen Klempner holte ich die Messingfittings, Stahlflexschläuche, Manometer, Wasserhähne, PE-Rohre und Verschraubungen.
Die Pumpe habe ich mit dem PE-Schlauch, dem Brunnenkopf, dem 4mm VA-Seil und allen Verschraubungen auf der Hauseinfahrt montiert.
Für den Rohranschluss an der Pumpe habe ich BEULCO Messingverschraubungen genommen, da die mir einen sicheren Eindruck machen. Nach den Armaturen kommen Kunststoff-Verschraubungen zum Einsatz.
Die fertig montierte Pumpe ließ ich dann in den Brunnen ab.
So sieht es in der Brunnenstube aus:
Alle Verschraubungen wurden eingehanft. Das hatte sich schon bei meiner Hausrenovierung bewährt. Keine Verschraubung hat bis jetzt geleckt. Die Verkabelung ist noch ein Provisorium.
Noch etwas zu den Kosten und zur Wirtschaftlichkeit:
Ich habe die entstehenden Kosten total unterschätzt. Da ich immer nur das eingekauft habe was ich gerade brauchte (um bei einem Scheitern nicht mit viel unnutzem Material sitzen zu bleiben), zeigte sich erst nach dem Projekt was an Kosten aufgelaufen ist.
10m 160er KG-Rohre, Schachtringe, Schachtkonus und Deckel: 350,-- EUR
13m 100er Brunnenrohr, 2m LOFILT4: 410,-- EUR
Kreiselpumpe, Saugschlauch, Fußventil, Anschlüsse, Druckschlauch (zum Klarpumpen): 170,-- EUR
Brunnenkopf, Druckschalter, Druckkessel, Tonpelets: 145,-- EUR
Tiefbrunnenpumpe: 250,-- EUR
PE-Rohre, Armaturen, Verschraubungen, Messingfittings, Stahlflexschläuche: 210,-- EUR
Summe: 1535,-- EUR !!
Dazu kommen noch so einige Stunden schweißtreibende Arbeit in der prallen Sonne bei schwülen Temperaturen von bis zu 33°C.
Die Einsparung liegt bei mir bei ca. 120,-- EUR im Jahr, ohne Berücksichtigung der Stromkosten für die Pumpe. Errechnet aus einem Preis von ca. 3,-- EUR für Wasser (2,07 EUR Abwasser, 0,84 EUR Wasser) und einer beregneten Rasenfläche von ca. 400 m² (20 l/m² je Woche) und ca. 60 bewässerten Sträuchern und Bäumen (40 l/Stück je Woche), bei einer angenommenen Bewässerungsdauer von 4 Wochen.
Wenn nichts kaputt geht hat sich der Brunnen in ca. 13 Jahren amortisiert.
Ich habe fertig!