Moin!
Auf unserem Hof haben wir einen Tiefbrunnen. Dieser wurde Ende der 1980er Jahre, noch zu DDR-Zeiten gebaut. Die Baugrube des Brunnens wurde seinerzeit nach Fertigstellung einfach wieder zugeschüttet. Zugriff bestand nur über ein Hauswasserwerk im Keller unseres Hauses. Entsprechend war es nicht einfach, als wir dann kein Wasser mehr hoch bekamen, die Bohrung überhaupt zu finden. Wir wussten nur aus Erzählungen, dass der Brunnen 90m tief sein soll und dass das Wasser seinerzeit hervorragende Qualität hatte.
Wir haben nun ein wenig gebaggert und die Bohrung tatsächlich gefunden. In 2m Tiefe stießen wir auf ein 10“ Stahlrohr, auf dem lediglich eine Kappe aus Stahl steckte. Seitlich ging daraus das Stahlrohr (1 ¼°) zu unserem Keller ab. Wie durch ein Wunder ließ sich die Verschraubung noch einwandfrei lösen. Wir zogen das Saugrohr aus dem Schachtrohr. Ganze 8m lang. Am Ende ein Rückschlagventil und ein kleiner Saugkorb. Das Rückschlagventil hakte. Das war wohl der Grund, dass wir kein Wasser mehr hoch bekamen.
Jetzt waren wir neugierig. Wir senkten ein ordentliches Bleigewicht an einer Maurerschnur ab. Immerhin 78m ab Oberkante Schachtrohr. Da sich die Schnur dabei wahrscheinlich noch gelängt hat, nehme ich eine Tiefe von gut 80m bis zur Kiesschicht an.
Wir haben Rückschlagventil und Saugkorb gereinigt und erstmal wieder alles zu gemacht. Jetzt haben wir erstmal wieder Wasser.
Jetzt zum Problem:
Wir haben durch das rostige Schachtrohr offensichtlich zu viel Eisen im Wasser. Nach kurzer Standzeit bildet sich auf dem Wasser ein Film. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es sich dabei wohl um eine Kahmhaut von eisenoxidierenden Mikroorganismen handelt. Wenn das Wasser einen Tag in den Tränken der Pferde gestanden hat, wird es dann leicht milchig trüb und riecht auch etwas muffig.
Alleine das rostige Schachtrohr hat ein Volumen von etwa 4000 Litern. Und abgesaugt wird nur 2-3m unter dem Wasserspiegel. Wenn ich das Wasser, das zuvor im Schachtrohr gestanden hat, ablaufen lasse, ist die Wasserqualität top. Es bildet sich keine Kahmhaut, das Wasser bleibt auch nach Tagen absolut klar, ist geruchsneutral und schmeckt einwandfrei. Ich habe mal die Werte gemessen. Der Ph-Wert liegt irgendwo zwischen 7 und 7,5. Gesamthärte knapp über 6, Kalkhärte knapp über 5, TDS 106 ppm. Deutlich bessere Werte, als unser hartes Leitungswasser. Das hat GH knapp 14, KH knapp 13, TDS 489 ppm.
Jetzt würde ich natürlich gerne das Brunnenwasser auch im Haus nutzen. Der Kaffee schmeckt wesentlich besser und auch die Friwas, die wir demnächst für die Brauchwassererwärmung installieren, mögen hartes Wasser gar nicht. Obendrein soll es ja auch gesünder sein.
Natürlich muss dafür noch eine vollständige Laboruntersuchung erfolgen. Aber ich denke, dass zuerst klar sein muss, wie ich das Eisenproblem lösen kann.
Nun mein Plan, für den ich um Tipps, Anregungen und Kritik bitte.
- Den Schacht wieder freibaggern und Betonschacht bauen. Ich kann ja nicht ständig den Hof aufbuddeln, um den Brunnen zu kommen. Und so, wie das jetzt gelöst ist, ist mir auch die Gefahr zu groß, dass Oberflächenwasser in das Schachtrohr eintritt.
- Ich gehe davon aus, dass sich am Grund ‘ne Menge Schlamm und Rost angesammelt hat. Das würde ich gerne absaugen. Ich habe hier eine Motorpumpe mit 16.000 L/Std. Ein ordentliches Förderrohr und neue Zuleitungen zu Haus und Stall brauch ich später sowieso. Also würde ich ein 40er PE Rohr besorgen und damit absaugen. Da der Wasserspiegel etwa bei 5m unterhalb Oberkannte des Schachtrohres steht und zumindest bei 2000L/Std. nicht abfällt, sollte die Saughöhe kein Problem sein. Sind ja effektiv dann nur 5 m. Den abgesaugten Filterkies könnte man dann noch reinigen bzw. ersetzen.
- Perfekt wäre jetzt natürlich, das gesamte Schachtrohr mit einem 8“- oder 9“-Glattrohr zu sanieren. Aber das Glattrohr würde alleine 5000 Euro kosten. Das sprengt mein Budget. Das Schachtrohr ist augenscheinlich auch noch gesund. Ca. 12mm Wandung bis das durchgefault ist, bin ich selbst verfault.
- Am Ende soll sowieso eine Tiefbrunnenpumpe rein. Also habe ich überlegt, oberhalb der Pumpe einen Zwischenflansch zu montieren, den ich unten dann mit einer aufblasbaren Dichtung zum Schachtrohr abdichte. Durch diesen Zwischenflansch würde ich das Förderrohr und ein Rückschlagventil führen, damit die Wassersäule über dem Flansch erhalten bleibt und das Rohr nicht aufschwimmt. Unter dem Flansch blieben nur wenige Meter. Also weniger rostige Oberfläche und weit weniger Wasser, das in diesem Bereich steht. Bei z.B. 1,5m unter der Pumpe, 1,5m Pumpe und 1m über der Pumpe wäre dieser Bereich nur 4m hoch. Also nur 200 Liter Volumen. Das würde sicherlich schnell genug gewechselt, dass es kaum mehr eine Eisenbelastung gäbe. Alleine die Pferde verbrauchen täglich 400 Liter. Macht das Sinn oder wird soetwas anders gelöst?
- Noch schöner wäre natürlich, wenn ich den genutzten unteren Bereich mit Glattrohr sanieren könnte. Aber, wie fixiere ich das im Schachtrohr?
Hat das Zweck? Wird das funktionieren?
Ich freue mich auf euer Feedback. Zum Brunnenbau habe ich leider nur ein angelesenes Halbwissen. Außer mit einfachen Ramm- und Spülbrunnen habe ich praktisch keine Erfahrungen. Also reißt mir bitte nicht den Kopf ab, wenn meine Fragestellung übermäßig blöd ist.
LG
André