Hallo zusammen,
hier ist meine persönliche Brunnebaugeschichte, die mit dem Langweiligsten anfängt: lesen, informieren, lesen, informieren, nachdenken und nochmal lesen und informieren. In diesem Forum, in einem anderen Forum oder das gekaufte .pdf. Überall gibt es hilfreiche Informationen. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Eher im Januar / Februar, so dass man die ersten Teile Anfang März bestellen kann. Als ich meinen Erdbohrer bestellt habe (Mitte April), war die von mir gewünschte Größe nicht lieferbar. Ob das jedes Jahr zu dieser Jahreszeit so ist oder dieses Jahr an dem Corona-Virus lag, … ich weiß es nicht.
Ich wohne im südlichen Emsland. Bei einem sehr hilfreichem Telefonat mit einem netten Herren der Unteren Wasserbehörde habe ich erfahren, dass in der Gegend meines Hauses das Grundwasser bei 3 – 4 m liegen soll. Bestätigt wurde mir die Aussage dadurch, dass in unserem Neubaugebiet die Häuser mit Keller eine Grundwasserabsenkung während der Bauphase brauchten. Zudem haben zwei Nachbarn eine Saugpumpe an einem Spüllanzenbrunnen. In diesem Telefonat wurde mir auch bestätigt, dass ich in unserer Gegend(!) bis 10 m Bohrtiefe keine Genehmigung sowohl für die Bohrung als auch für die Grundwasserentnahme zur Gartenbewässerung benötige. ** Juhu!**
Auf der der Homepage des Herstellers der Brunnenrohre findet man eine Grafik, die einem ein Gefühl dafür gibt, bei welchem Rohrdurchmesser bei welcher Schlitzweite wie viel Fördermenge pro Meter möglich sind. Auf dieser Grundlage fiel meine Wahl auf ein 5 Zoll Brunnenrohr mit 3 m Filterstrecke mit 0,3 mm Schlitzweite. Dafür wollte ich einen 175 mm Erdbohrer mit Abkantung haben. Aufgrund des Entgegenkommen des Lieferanten habe ich jetzt einen 230 mm Erdbohrer.de. Die Bohrung selber habe ich in meinem schon stehenden Schuppen geplant. In der Planung war ich mir darüber bewusst, dass die 2,6 m Raumhöhe einen Nachteil in dem langen Bohrgestänge haben werden, dass dann immer geteilt werden muss. Der Vorteil liegt darin, dass ich kein Dreibein brauche und am Ende keine Brunnenkiste o.Ä. bauen muss. Vor Beginn der Bohrarbeiten habe ich das blaue Brunnenrohr zuhause gehabt und auch das DN160 KG-Schutz-Rohr zuhause gehabt.
Zuerst kam der Tag der Vorbereitung: Schuppen aufräumen und alles bei Seite stellen. Kleines Loch an das obere Ende des Bohrers setzen, damit der Schäkel für das Sicherungsseil irgendwo dran kann. 8 mm Sicherungsseil mit Kauschen versehen und jeden Meter eine Markierung mit Tape machen. Gleiches bei dem 15 mm Zugseil für die Kiespumpe. Kantholz mit Umlenkrolle zwischen den Sparren des Schuppendachs befestigen. Holzklemme für die Brunnenrohre sägen und M16 Gewindestangen auf passende Länge kürzen. Baustrahler über dem Loch platzieren. Ein Brunnenrohr in der Mitte teilen und auf der Innenkante eine Phase dran. Nichts überstürzen, alles was vorher überlegt und geplant ist, geht nachher besser.
Da war der Tag: 4 Pflastersteine hoch, Schubkarre daneben, Erdbohrer in die Hand und los geht‘s. Durch den emsländischen Sandboden hat sich der Erdbohrer durchgeschoben wie ein heißes Messer durch Butter. Einen Knubbel Lehm, bei dem ich etwas mehr drücken musste, sonst nur Sand. Ab dem dritten Gestänge brauchte ich die Hilfe von einem Nachbarn. Da an dem Bohrer das Sicherungsseil dran ist, habe ich den Bohrer festgehalten, während er die Schraube gelöst hat um das Gestänge auseinander zu nehmen. Dabei ist auch nur zwei mal die Flügelmutter auf den Bohrer gefallen. Nach ca. 3,2 m haben wir das Wasser gesehen. Einen Bohrer noch raus holen, das KG-Rohr rein und um das Rohr wieder zuschütten. Deckel auf das Rohr und wieder anpflastern. Das ging schneller und besser als erwartet. **Juhu!*
Ich habe mich dazu entschieden die verschieden Dinge dann zu kaufen, wenn ich sie brauche und wenn das Gesamtprojekt so weit fortgeschritten ist. Das rettet mich davor, dass ich beim Scheitern oder bei Projektaufgabe nicht zu viel Geld ausgebe. Hat aber den Nachteil, dass ich etwas auf das nächste benötigte Teil warten muss. Das war die Kiespumpe. Das „Arbeitsvolumen“ der Kiespumpe ist 70 cm Länge mal 10 cm Durchmesser. Auch die Kiespumpe wird mit einem zusätzlichem Loch für das Sicherungsseil versehen. Zudem dürfen ein paar Gramm Fett an der Halterung der Kolbenstange sein.
Wie oben beschrieben, habe ich an einen halben Meter Brunnenrohr eine Phase auf die Innenseite gemacht. Dadurch geht der Sand nach innen und kann mit der Kiespumpe hochgeholt werden. Würde er nach außen gehen, erhöht das den Druck auf die Außenseite des Brunnenrohrs, so dass es nachher schwerer nach unten geht. Diesen halben Meter Brunnensumpf an den ersten Meter Filterstrecke schrauben. Während ich den Brunnensumpf im KG-Schutzrohr festgehalten habe, wurde mit Hilfe meiner Frau der nächste Meter drauf geschraubt. Ein weiterer Nachteil daran, dass ich im Schuppen den Brunnen bohre. Und leider musste ich das noch zwei mal machen, damit ich auf die sicher benötigte Meteranzahl komme. Resultat: ich weiß, dass 4,5 m Brunnenrohr Gewicht haben! Nun stand das Rohr doch mehr als einen Meter aus dem Boden und das wird später immer so sein, wenn ich einen neuen Meter anschraube. Da die gestreckte Kiespumpe aber auch 1,5 m lang ist, hatte ich bei jedem neuem Rohr das Problem, dass 2,7 m Raumhöhe doch etwas knapp sind. -> Wenn du kannst, dann häng‘ deine Umlenkrolle einen halben Meter höher.
Die Kiespumpe wurde mir mit zwei 4 cm dicken Kolben geliefert. Jeder der Kolben hatte oben und unten eine große Unterlegscheibe (Durchmesser ~5 cm) und in der Mitte vier bis fünf Gummimatten, die jeweils 5 mm dick sind. Um zu wissen, was passiert, habe ich einen großen Eimer mit ein paar Schaufeln Sand halb gefüllt und dann den Eimer bis zur Oberkante mit Wasser voll gemacht. Im ersten Test hat sich die Kolbenstange mit sehr viel Drücken und Ziehen bewegt. Sand wurde eingesaugt, aber dabei musste ich das Rohr nach unten drücken. Was gar nicht ging, dass die Kolbenstange von alleine, also durch Schwerkraft, nach unten rutschte.
Die Problemlösung habe ich in einem der Foren in der Abteilung „ich baue mir meine eigene Kiespumpe“ gefunden. Dort findet man über den Aufbau, dass die Gummimatten nach unten gestützt sein müssen, nach oben aber beweglich sein sollen. Zudem sollte der Durchmesser der Gummimatten etwas kleiner sein, als der Innendurchmesser der Kiespumpe. Außerdem ließt man darüber, dass ein Doppelkolben besser ist, als ein einfacher Kolben. Folglich habe ich die zwei dicken Kolben auseinander geschraubt und mich mit ein paar M14 Unterlegscheiben ausgerüstet. Schon beim Auseinanderschrauben ist mir aufgefallen, dass die Gummimatten durch die beiden Bauscheiben auseinander gedrückt wurden. Ohne den Druck waren sie die paar Millimeter kleiner als der Rohrdurchmesser und folglich passten sie ohne Drücken des Kolbens in das Rohr. Mein eigener Aufbau des Kolbens von unten nach oben: zwei Kontermuttern, die alles fest halten - Unterlegscheibe - große Bauscheibe - Gummimatte - vier Unterlegscheiben - große Bauscheibe - Gummimatte - vier Unterlegscheiben - große Bauscheibe - Gummimatte - eine Unterlegscheibe zum Anpressen an die Kolbenstange. Ich habe keinen Vergleich, ob ein Dreifachkolben wirklich besser ist, aber es hat funktioniert:
Zu der Arbeit mit der Kiespumpe sei gesagt, dass man alles, was kein Wasser-Sand-Gemisch mag ganz weit weg stellen sollte. Auch man selber sollte gut mit der Tatsache leben, dass man nass wird und Sandkrümel überall an Kleidung und Körper hat. Daher empfehle ich eher einen wärmeren Tag auszuwählen. Respekt habe ich vor den Mönchen, die damals die Glocken mit einem Seil läuten mussten … die Arbeit mit der Kiespumpe grüßt ganz ordentlich in den verschiedenen Muskeln am Oberkörper. Da ich zwei Tage mit der Kiespumpe gearbeitet habe, hatte ich die Zeit über das Verhalten beim Kiespumpen nachzudenken. Wenn die Kiespumpe unten am Bohrloch ist, dann gib noch einen Meter mehr Seil nach und warte zehn Sekunden, da der Kolben erst nach unten muss. Versuche dann sehr kräftig zu ziehen aber nur so viel Strecke, dass der Kolben nicht über die Auslassöffnung an der Oberkante der Kiespumpe geht. Dadurch bleibt der Unterdruck im Rohr und das bedeutet, dass mehr Sand rein gesaugt wird.
Weil es oben nicht steht, sei hier noch kurz erwähnt: die blauen Brunnenrohre werden so eingesetzt, dass die Muffe oben ist und das Gewinde unten. Beim Absenken der Brunnenrohre dachte ich, dass ich schon am Anfang viele Pflastersteine verwendet habe. Frei nach dem Motto, dass es nicht zu viel Gewicht geben kann - haha! Im Laufe der Zeit, habe ich dann noch drei mal Steine nachgeholt. Am Ende waren es über 280 kg und ich stand noch zusätzlich auf der Holzzarge. Da meine Kiespumpe einen kleineren Durchmesser hat als die Brunnenrohre, hatte ich drei bis sieben Durchgänge, ohne einen Millimeter an Tiefe zu bekommen, dann rutschte das Rohr aber wieder fünf bis zehn Zentimeter. Um sicher zu gehen, dass ich mich mit der Kiespumpe nicht unter das Rohr pumpe, sind die Metermarkierungen auf dem Zugseil sehr hilfreich. Brunnenrohr und Markierung müssen gleich viel nach unten gehen. Zur Seillänge muss die Länge der Kiespumpe mit ausgefahrenem Kolben dazu addiert werden. Es lässt sich auch gut im Seil erfühlen, wenn die Kiespumpe auf dem Grund des Bohrlochs steht. Eine Methode dem Rohr nochmal einen kleinen Satz nach unten zu verpassen bestand für mich darin die Kiespumpe in das Rohr fallen zu lassen. Durch die Druckwelle ist der Rohr zwei bis drei Zentimeter abgesackt.