Hallo liebe Forums-Gemeinde,
Ich habe mich die letzten Wochen und Monaten mit dem Bau eines Bohrbrunnens beschäftigt und habe hier im Forum viele hilfreiche Informationen und wertvolle Tips gefunden, die mir beim einen oder anderen Problem weitergeholfen haben. Erst einmal vielen Dank dafür!
In Handarbeit und mit viel Schweiß ist nun ein 15m tiefer Bohr-Brunnen zur Gartenbewässerung meines ca. 1000qm großen Grundstücks entstanden. Nur das geförderte Wasser will nicht wirklich klar werden.
Der Bodenaufbau von oben nach unten:
0m-5m : grobes Erdreich mit größeren Steinen
5m-10,50m: klebriges Gemisch aus Schluff und hartem Lehm / Ton
10,50m - 15m: Nur Feinsand, ab und an etwas Schluff
ab 15m: harte Gesteinsschicht, kein Weiterkommen mehr mit meinen Mitteln
Das Wasser steht bei ca. 4,5m an, wobei es sich zumindest bei 4,5m aufgrund des Bodenaufbaus wohl um Oberflächenwasser handelt.
Leider gibt es in der Nachbarschaft keinerlei Brunnen / Bohrungen und auch die Bodenverzeichisse der Stadt sind recht dürftig. Angeblich war hier früher mal eine Sandgrube, Feinsand habe ich zumindest einigen gefunden
Bohrgeschichte:
Da ich von viel Sand im Untergrund ausgegangen bin, habe ich direkt mit einem Arbeitsrohr TNA DN125 geplant und gearbeitet, um später notfalls Feinsandfilter verwenden zu können. Hatte natürlich gehofft, dass irgendwo da unten vielleicht doch Kies anzutreffen ist, leider vergebens.
Die anfängliche Freude, bereits bei 4,5 m Wasser zu finden und plunschen zu müssen, verflog aufgrund der harten Überraschung bei 5m recht schnell. Ich habe dann versucht, im Arbeitsrohr mit einem Spiralbohrer zu bohren und das Rohr mit viel Auflast nach unten zu bekommen. Auf diese Weise bin ich tatsächlich bis 9m gekommen, dann war trotz mehrerer Hundert Kilo Auflast Schluss. Ich habe dann trotzdem einfach weitergebohrt, auch ohne dass das Rohr nachgerutscht ist. Ich wollte wenigstens wissen, ob irgendwann noch eine brauchbare Schicht kommen würde. Bei ca. 10,5m bin ich dann auf Sand gestoßen - ein Lichtblick.
Zähneknirschend habe ich also das Arbeitsrohr wieder komplett gezogen (wenigstens dank TNA kein Problem), habe das Oberflächenwasser mit 6m KG-Rohr in DN200 halbwegs abgesperrt und konnte dann ohne Arbeitsrohr mit einem DN175 Spiral-Bohrer bis zum Sand bohren. Es war zwar immer noch Wasser im Loch, aber das Loch ist stehen geblieben und der Aushub war klebrig/hart genug, um am Bohrer zu haften.
Ab 10,5 m kam dann endlich nasser feiner Sand, der mir ab ca. 11m vom Bohrer gerutscht ist. Also wurde das Arbeitsrohr "einfach" wieder ins Loch gestellt und in großen Schritten konnte bis 15m geplunscht werden. Dabei kam nur feinster Sand zu Tage, ab und an mal etwas Schluff. Auf der ganzen Strecke waren zudem vielleicht 10 Steinchen von ca. 2mm Größe zu finden. Das Arbeitsrohr ist fast von selbst nach unten gerutscht, es lagen gerade mal 60kg Auflast auf. Nach mühevollen Wochen ging es das erste Mal richtig gut voran.
Leider fand der Vortrieb dann bei 15m auf einer gesteinsartigen Schicht ein jähes Ende. Ich habe versucht, wieder mit dem Bohrer weiter zu kommen, keine Chance. Die Schicht fühlt sich beim Draufklopfen an wie Beton.
Brunnenaufbau:
Da für mich mit meinen Mitteln kein Weiterkommen in Sicht war und ja nun auch gut 10m Wassersäule im Rohr standen, wollte ich es mehr oder weniger auf gut Glück mit Feinsandfiltern versuchen. Ein teurer Versuch, aber nach der vielen Mühe war's mir das wert. Ich hätte gerne die viel gelobten Lotze Feinsandfilter mit Schlitzweite 0,08mm verwendet, diese sind aber dieses Jahr voraussichtlich nicht mehr zu bekommen. Bis nächstes Jahr wollte ich mein Arbeitsrohr aber nicht im Boden stecken lassen. Daher hat mir Herr Lotze in einem sehr netten Gespräch zum Gewebefilter mit Schlitzweite 0.1 in DN100 als Alternative geraten. Immerhin sind die Filter eine ganze Ecke billiger.
Also habe ich 3m Gewebefilter bestellt und diese ins Arbeitsrohr abgelassen. Unten ist die Filterstrecke mit einer Abdeckkappe verschlossen, darüber sind noch 12m Vollrohr aufgeschraubt. Auf ein Sumpfrohr habe ich dank Sandfilter verzichtet, für eine Kiesschüttung war definitiv kein Platz.
Das Arbeitsrohr habe ich dann wieder komplett gezogen, die ersten 10,5m hat es eh nur frei im Loch gestanden. Ich hatte auch Angst, dass das Arbeitsrohr durch das Eigengewicht wieder in den Filter-Bereich rutschen könnte. Das KG-Rohr zur "Absperrung" des Oberflächenwassers ist noch an Ort und Stelle.
Pumpe:
Mittelfristig soll der Garten mit einem Bewässerungsystem ausgestattet werden, für die genaue Auswahl einer geeigneten Pumpe fehlen mir aber noch Plan und Eckdaten. Zudem hatte ich auch keine Ahnung, wie ergiebig der Brunnen überhaupt sein würde. Theoretisch sind mit den drei Filtern 4,2 m3 / h drin, praktisch dürfte es höchstens die Hälfte sein, eher weniger.
Glücklicherweise konnte ich für einen Pumpversuch günstig eine gebrauchte "sandresistente" 3" Tiefbrunnenpumpe mit 3000L und 8,2bar ergattern. Die ist zwar vermutlich überdimensioniert, aber für einen Test hoffentlich dennoch brauchbar. Ich habe die Pumpe an ein 1" PE-Rohr angeschlossen und am PE-Rohr einen simplen Kugelhahn zur Regelung des Durchflusses angebracht. Das Ende ist offen.
Die Pumpe selbst hängt 1m über der Filterstrecke im Rohr, über der Pumpe befinden sich also noch knapp 5m Wassersäule.
Ergebnis Pumpversuch:
Es kommt Wasser und der Brunnen läuft nicht trocken
Ich habe den Kugelhahn nur minimal geöffnet und eine ganze Zeit lang gepumpt. Der Wasserstand ist dabei um ca. 1,5 m, also auf ca. 6m abgesunken. Ich habe dann das Kugelventil langsam weiter geöffnet und dabei stehts den Wasserstand im Rohr ausgelotet, bis dieser von 4,5m auf ca. 8m abgefallen ist. Somit ist also noch gut 1,5m Wasser über der Pumpe. Mehr Wasser kann / will ich nicht fördern, sonst zieht die Pumpe Luft. Theoretisch könnte die Pumpe wohl noch einiges mehr, das gibt der Brunnen aber nicht her.
Ich habe dann mit einer 200L Regentonne gemessen, wie viel Wasser genau in dieser Einstellung gefördert wird: ca. 1,6 m3 / h.
Für die Gartenbewässerung sollte das in jedem Fall ausreichen.
Mein Problem:
Das Wasser war anfänglich ziemlich klar, hat sich dann aber auch relativ schnell bräunlich verfärbt. Es sind ganz feine ocker-farbene Partikel im Wasser, die sich nach langer Wartezeit auch als ocker-farbene schluffige Schicht absetzen. Die Partikel sind so fein, dass man gar keine einzelnen Körnchen erkennen kann, also feiner als z.B. Salz. Letztlich müssen die Partikel < 0.1mm sein, alles andere hält ja der Filter ab. Ich vermute, dass das die ganzen Feinanteile im Sand sind, die jetzt rund um den Filter und aus größerer Umgebung ausgewaschen werden.
Ich habe inzwischen insgesamt ca. 3 m3 Wasser an mehreren Feierabenden vor Einbruch der Dunkelheit gepumpt. Besser wird's aktuell aber leider nicht. Nach einer längeren Pause (1 Tag) ist das Wasser zunächst deutlich klarer, nach spätestens 200L wird es wieder dreckig braun und bleibt dann auch so.
Nachdem ich nun weiß, dass der Brunnen grundsätzlich funktioniert und auch eine Gartenbewässerung möglich sein wird, habe ich erst einmal gestoppt.
Meine Fragen an euch:
1. Wie gehe ich hier sinnvoll weiter vor, damit das Wasser irgendwann klar wird?
Langsamer pumpen? Viel länger pumpen? Wie laufe ich am wenigsten Gefahr, dass sich die Filterstrecke zusetzt?
2. Was mache ich sinnvollerweise mit meinem Bohrloch?
Aktuell steht das DN100 Brunnenrohr zumindest bis 10,5m frei in meinem gebohrten DN175 Loch. So wie ich das verstanden habe, sollte der Zwischenraum wieder mit dem Bohrgut verfüllt werden, damit hier kein Schmutz eingetragen werden kann. Sämtliche zukünftigen Versuche, z.B. bei einem verstopften Filter das Brunnenrohr wieder zu ziehen und den Filter auszutauschen/zu reinigen, wären dann aber wohl keine Option mehr.
Macht es daher aus eurer Sicht Sinn, das vorhandene TNA DN 125 Arbeitsrohr wieder über das Brunnenrohr zu stülpen und auf 10,5m abzulassen, den Raum zwischen Arbeitsrohr und Loch zu verfüllen und den Brunnenkopf dann auf das Arbeitsrohr zu setzen? Dann müsste ich das Brunnenrohr im Fall der Fälle nur 4,5m ziehen und könnte das Arbeitsrohr hoffentlich wieder bis auf 15m abteufen. Oder bewegt sich da nach einigen Monaten / Jahren sowieso nichts mehr, so dass ich die immerhin 15m Arbeitsrohr dem Gebrauchtmarkt für Brunnenbau-Equipment zuführen könnte?
Ich hoffe, ihr könnt mir hier mit eurem Fachwissen und eurer Erfahrung weiterhelfen.
Danke und Viele Grüße
Martin