Bohrbrunnen im Ostthüringer Schiefergebirge

  • Hi Leute,

    ich habe hier ein Gartengrundstück, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft 2 Schachtbrunnen existieren. Der eine 7 Meter, der andere 10 Meter.

    Den 10 Meter tiefen Brunnen habe ich immer in Kooperation mit dem Nachbar genutzt. Kosten für Pumpe und Material wurden geteilt. Ich hatte den Brunnen mit von Unrat befreit und der brachte dann auch genügend Wasser für beide Parteien. Wenn man den mal leer gepumpt hatte, was in den letzten Jahren Dank der intensiven Nutzung kaum passierte, lief der auch wieder bis zu einer Höhe von 7 Metern, gemessen vom Brunnenrand, voll. Die Wasser führende Gesteinsschicht liegt hier wohl bei 7-10 Metern.

    Wie wohl bei jeden Schachtbrunnen, brachte im Frühjahr auch das einlaufende Oberflächenwasser noch eine Pegelerhöhung.

    Leider ist mein Nachbar recht zeitig, den Weg alles irdischen gegangen und ich weiß nicht was nachkommt.

    Nun hatte ich Verbindung zur Behörde aufgenommen und mir dann ein Angebot eines Brunnenbauers machen lassen. Das lag bei 4 T€ und Garantie gab es keine, außer der Aussage, das es ab 10 m, dann richtig teuer wird. Ich muß es wohl geahnt haben....

    Es verging einige Zeit, bis ich mich entschloß, selbst etwas zu basteln.

    Als Rentner hat man die Zeit und als Handwerker die entsprechenden Ideen.

    Um die Erosionsschicht mit Lehm und Kieseln zu umgehen, begann ich händisch im Kellervorraum zu bohren. Nach Entfernung des Kellerbodens im Bereich des Bohrlochs, welches schon eine Herausforderung darstellte (Blauer Beton), begann ich mit dem Erdbohrer.

    Nach ca. 1 Meter ging dann nichts mehr, Brechstange wird dann auch zu kurz. ;)

    Auf dem Boden fand sich noch ein altes Regal, das entsprechend zugeschnitten und verschraubt, ein Bohrvorrichtung ergab.

    Ein 120 W Drehstrom-Getriebmotor und einer Abtriebsdrehzahl von 50 Umdrehungen/min (wie sich herausstellte, gerade so ausreichend), wurde auf dem Bohrschlitten montiert. Ein entsprechendem Übergang zum 30x30 Handbohrgestänge wurde in der Bastelabteilung erstellt. Eine 152 mm x 500 mm Bohrkrone mit SDS+ Adapter wurde formschlüssig ans Bohrgestänge angebracht.

    Nun bin ich ja auch kein Experte von Kernbohrungen und das ziehen des Kerns aus der Vertikalen, stellte mich oft vor Herausforderungen, auf die ich hier gar nicht erst eingehen möchte. Man muss sich immer etwas neues einfallen lassen, so viel steht fest.

    Nun weiß ich aber zumindest, warum Bohrungen über 10 Meter dann teuer werden.

    Ich bin im Laufe der Arbeiten erst auf eine ca. 3 m starke Leberfelsschicht gestoßen. Danach kam eine Fels-Ton Mischung. (Auch nicht gerade effektiv zu fördern.

    In ca. 8 Metern bin ich dann im Bruch-Schiefer auf Wasser gestoßen. Nun ist der Brunnen 11,5 Meter, ab Kellerboden und die letzten 80 cm konnte ich dann nichts mehr fördern. Eine Mergelschicht verhinderte im Wasser das weiter kommen und das "Nervenkostüm" bekam auf Grund der ständigen Bohrgestänge ziehens von 11m, auch so langsam Risse.

    Was ich augenscheinlich beobachtet habe, als Kern blieb in der Bohrkrone nur noch 1/4 des Materials, so sagten es zumindest meine Erfahrungswerte von 3 Monaten Bohrbetrieb. ;)

    Ob es sinnvoll ist, irgendwie durch die Mergelschicht zu kommen und vielleicht einen Unterirdischen See anzubohren, kann natürlich kaum einer beantworten. Auch ist unklar, ob mir dabei eine Kiespumpe hilft.

    Offen bleibt im Rohr weiter zu bohren und dann ein DN 110 einzuführen. Leider gibt es dazu nicht wirklich die richtigen Bohrkronen-Durchmesser.

    Nun ist sowieso erst einmal Winterpause und vielleicht fällt hierzu ja jemand etwas ein, was mich Zielführend weiter bringt oder ich es hierbei bewenden lasse.


    Derzeit fördere ich im DN 125, 3 Meter Filter auf 0,5 Meter Sumpfrohr, in der Stunde gerade einmal 25-30 Liter Wasser und insgesamt am Stück um die 100 Liter Wasser, mit anschließender Zwangspause. Glasklar, wie man sich Felsquellwasser so vorstellt.

    Der Notfall-Plan sagt mir, zum verdursten reicht es nicht mehr. :)

    Für den Pool oder zum Bewässern wird wohl eine Zisterne nötig werden, um das Wasser zwischen zu speichern.


    Das 10 m nicht ausreichen werden, dachte ich mir schon an Hand des Geländeprofils. Zumindest in Sachen Kosten wohl alles richtig gemacht.


    Gruß Pitt

  • Hallo pitt ,

    deine Bemühungen sind von meiner Seite bewundernswert und die fachliche Ausführung finde ich klasse

    Wer hat schon die Initiative , zumal als Rentner , über einen Zeitraum von 3 Monaten solche Bohrarbeiten durchzuführen.

    Bei mir kommt nach solchen Sätzen immer ein ABER

    Die Erbauer der anderen Brunnen haben sich etwas dabei gedacht einen Schachtbrunnen und keinen Bohrbrunnen zu errichten.

    Die Geologie wird in eurer Gegend einfach nicht diese Wassermengen hergeben die man für eine effektive Nutzung als Bohrbrunnen braucht.

    Ein Schachtbrunnen von z.B. 100-120cm Durchmesser hat schon auf Grund seines größeren Volumens auf der Fläche eine andere Effektivität beim Wassereinlauf als ein Bohrbrunnen von 15cm Durchmesser.

    Auch das zur Verfügung stehende Speichervolumen ist bei einem Schachtbrunnen weitaus größer als bei einem Bohrbrunnen.

    Ob es sinnvoll ist, irgendwie durch die Mergelschicht zu kommen und vielleicht einen Unterirdischen See anzubohren, kann natürlich kaum einer beantworten. Auch ist unklar, ob mir dabei eine Kiespumpe hilft.

    Wenn du rein spekulativ weiter bohren willst in der Hoffnung auf Erfolg in der Tiefe wünsche ich dir viel Glück , aber eine Kiespumpe wird dir bei dem Boden nicht mehr weiterhelfen, dafür müßte der Boden in Richtung sandig sein.

    Ich würde dir empfehlen, bevor du weiterbohrst , dich nochmal nach der Geologie zu erkundigen.
    Infos könnte man eventuell beim Wasserversorger oder Brunnenbauer in der Gegend bekommen

    Für Hinweise zum Bohren in Mergel kann dir kg49 bestimmt mehr sagen als ich.

    Hast du mal bei einem Brunnenbauer der " alten " Schule in der Gegend nachgefragt wie man diese Schachtbrunnen in eurer Gegend früher erstellt hat ?

    Gruß Jörg

  • Hi Jörg,

    und Danke für Dein Feedback.

    Die beiden Schachtbrunnen wurden übrigens in einer Zeit erbaut, als das Thema Bohrbrunnen wohl noch kein Thema für Otto Normalverbraucher war.

    Mir war schon klar, das bei dem geringen Durchmesser einer 150 mm Bohrung im Vergleich zum 1 Meter Schachtbrunnen, mit weniger Wasser zu rechnen ist.

    Selbst bei der Schachtbrunnenvariante dauerte es schon eine geraume Zeit, wenn man den Brunnen einmal mit der Poolbefüllung leer gezogen hatte, bis eine erneute Nutzung möglich war.

    Ich hatte in der Mergelschicht eigentlich aufgehört, weil mir die Chancen für mehr Wasser darunter, eher zu unsicher war.

    Wie gesagt, ich hatte in dieser Schicht bei 80 cm Bohrvortrieb bei der ich mehrfach die Krone gezogen habe, im Innern nur ein Vorschub von ca. 20 cm registriert. Der Rest an Material wurde wohl beim abpumpen mit der Membran-Pumpe, die ich nach dem Gestänge ziehen immer laufen hatte, mit ausgespült. Deshalb meine Vermutung, das hier keine riesigen Felbrocken im Kern sein können.

    Die Vibrationen, die dieser Pumpentyp verursacht, könnte das mit erklären.

    Ich überlege auch, nächstes Jahr eine 2. Bohrung daneben zu machen, die ich dann einfach mit Kies befülle um das Volumen des Wassereinzugsgebietes zu vergrößern.

    Wäre vielleicht die sinnvollste Variante.

    Gruß Pitt

  • Hi Jörg,

    im Prinzip hast Du ja recht und ich werde mich selbstverständlich weiter kundig machen.

    Das mit dem "Vernünftigen" ist halt immer mit Geld verbunden und das "Rententeil" setzt hier schon gewisse Einschränkungen.

    Ein Schulkamerad von mir, hatte da mal eine Bohrfirma, mit der er wohl immer noch Geld verdient und da hatte ich dann auch das Angebot her, welches ich letztlich nicht in Anspruch genommen habe. Das wäre dann wohl kaum viel anders abgegangen, nur eben wesentlich teurer.

    Zumindest war es bis heute eine interessante, neue Erfahrung, die letztlich mit insgesamt 500.- €uronen abgegolten war und es kam keine Langeweile auf. Auch wenn das körperlich im Alter von 69 Jahren schon eine Herausforderung ist.

    Sollte ich mich entscheiden weiter zu bohren, dann kommt spätestens nach weiteren 40 Metern die Höhe der Talsohle und da schätze ich, wir die Wassermenge mit Grundwasser gegen unendlich gehen. Die Pumpe bringt das gerade noch. ;)

    Gruß Pitt

  • Wäre es nicht sinnvoller sich noch Hilfe dazu zu holen und was vernünftiges zu bauen ?

    Meine Gedankengänge dazu waren eigentlich in Richtung privatem Umfeld, wie z.B. Bekannte und Verwandte ;)

    Und bei " was Vernünftigem " meinte ich eigentlich Richtung " Schachtbrunnen " :/

    Ich weiß aber nicht ob sich so etwas bei euren Bodenverhältnissen überhaupt im Do it Your self- Verfahren realisieren läßt wenn ich so lese wie die Arbeiten bis jetzt von dir durchgeführt wurden

    Gruß Jörg

  • Meine Gedankengänge dazu waren eigentlich in Richtung privatem Umfeld, wie z.B. Bekannte und Verwandte ;)

    Und bei " was Vernünftigem " meinte ich eigentlich Richtung " Schachtbrunnen " :/

    Ich weiß aber nicht ob sich so etwas bei euren Bodenverhältnissen überhaupt im Do it Your self- Verfahren realisieren läßt wenn ich so lese wie die Arbeiten bis jetzt von dir durchgeführt wurden

    Gruß Jörg

    Hi,

    machbar ist das, keine Frage nur wären wir da wieder beim "schnöden Mammon". Nur will ich das nun wirklich Niemand antun. Gleich gar nicht den Kindern, die ja auch nebenbei noch ein wenig arbeiten müssen. Mein Großvater hatte vor Jahrzehnten auf einem anderen Grundstück, nicht unweit entfernt ein solches Projekt begonnen. Das Ergebnis war ein handfeste Lungenentzündung und dabei wird er wohl nicht weit über die Erosionsschcht hinaus gekommen sein. Anschließend hat er das Ganze wieder zugeschüttet. Gut, die Möglichkeiten der Technik sind heute natürlich besser, keine Frage.

    Die Schachtung müsste dann mit der Erosionsschicht beginnen, denn im Kellervorraum ist dazu einfach kein Patz. Nee, lass mal. Ich habe in der Baumaschinen Branche gearbeitet und weis was da machbar ist und kenne den Aufwand für solch ein Projekt.

    Das sind 15 m³ ca. x2 als lockerer Abraum, der zu entsorgen ist, an die Arbeit mag ich gar nicht denken. 20 Jahre früher hätte ich mich breit schlagen lassen. :D

    Gruß Pitt

  • Hallo pitt ,

    ich möchte in absehbarer Zeit mir auch noch einen Brunnen bohren.

    Zwar mache ich das dann auch alleine ( Rentner 68 J ) da die Kinder weit weg sind und die Verwandschaft auch nicht für diese Arbeiten zu gewinnen sind aber meine Vorausetzungen sind ganz ganz andere.

    Ich komme mit Handbohrer, Kiespumpe und Dreibock ganz gut zurrecht.

    Ist auch nicht mein erster Brunnen ( 10m Bohrtiefe, 80er Brunnenrohr mit 2m Filter )

    Hier in der Prignitz haben wir Sandboden mit vielleicht mal einer dünnen Torfschicht oder Lehmschicht.

    Meine Brunnentiefe wird dieses Mal max 14 Meter betragen

    In dieser Tiefe ist die ergibigste Wasser führende Schicht ( Auskunft vom Brunnenbauer erhalten der hier fast alle Brunnen seit über 50 Jahren gebohrt hat ) für Hausbrunnen

    Daher wäre ein Vergleich mit deinem Projekt als wenn man Äpfel und Birnen vergleichen würde.

    Ich wünsche dir trotz aller Probleme weiterhin viel Erfolg und falls du weiter machst berichte mal weiter hier

    Gruß Jörg

  • Hi Jörg,

    von diesen Bedingungen kann man hier auf dem Hügel nur träumen.

    Ein Bekannter von mir, der im Nachbarort oben auf dem Berg wohnt und noch 50 m höher wie ich, 364 m über NN, sprach von seinem 26 m Schachtbrunnen.

    Der wurde wohl vor über 100 Jahren, ähnlich wie auf der Festung Königstein, mit Hammer und Meißel ins Gestein getrieben.

    Als nach Wünschelrutengänger und über 17 Metern immer noch kein Wasser kam, wurde der Wahrsager befragt.

    Zum Glück hat der dann wohl richtig geraten, mit noch 10 Metern tiefer gehen.

    Aber auch die wussten wohl, das es immer Wasser gibt und es nur darauf ankommt genug Geduld und "Armschmalz" zu haben.

    Ich habe dieses Jahr allerdings auch einen Garten Brunnen gesehen, der gerade mal 3 m tief war. Wohl aber Grundwasser, das vom Bach herüber gedrückt ist und ich schätze mal, das wird dann wirklich nur als Gießwasser zu gebrauchen sein.

    Manchem gibt 's der Herr im Schlaf. ;)

    Gruß Pitt

Brunnen selber bauen