Hallo miteinander!
Bitte setzt bei dem Beitrag mal voraus, daß ich weder ein notorischer Besserwisser noch ein Klugscheißer bin.
Ok, ich habe etwas mehr als die Hälfte meines Lebens im Brunnenbau verbracht, ich hoffe zumindest einigermaßen zu wissen, über was ich schreibe.
Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, daß die Filterrohre im Brunnen die eigentliche Filterfunktion übernehmen würden (Sandfreiheit des geförderten Wassers) steht klar zu bemerken:
Völlig falsch!!!
Mal angenommen ein Brunnen ist bis in eine wasserführende Sandschicht gebohrt worden, die eine durchschnittliche Sandkorngröße von
ca. 0,5 mm aufweist.
Nach den hier im Forum nachzulesenden Statuten sollte eine Filterschlitzweite von 0,3 mm verwendet werden, um ein Eindringen des 0,5 mm Sandes zu verhindern.
Was geschieht in diesem Fall?
Die Filterschlitze werden sich nach kurzer Zeit verstopfen, weil sich immer mehr Sandkörner vor den Filterschlitzen sammeln, die etwas größer sind als die Filterschlitzweite. Hinter den schlitzverstopfenden 0,5 mm großen Sandkörnern sammelt sich die nächste Korngröße an, die ca. 1/4 so groß
ist > also Feinsandkörner mit 0,125 mm Durchmesser, dahinter wiederum eine Korngröße mit wieder 1/4 des vorherigen Durchmessers, also 0,031 mm Korngröße etc etc.
Die Brunnenleistung wird im Alltagsbetrieb letztlich nur einen Bruchteil der möglichen Brunnenleistung betragen, weil die Wasserwegsamkeit durch die sich immer feiner staffelnden Kornbarrieren extrem behindert wird.
Angesichts der Tatsache, daß heute Unterwasserpumpen z.B. von Grundfos am Markt sind, denen 50 Gramm Sand pro 1000 Liter Förderwasser nicht schaden (stimmt übrigens nach meiner Erfahrung), neigt man gern zu der Ansicht:
Was solls, nehme ich eben ein bis zwei Schlitzweiten größer, damit mein Brunnenfilterrohr nicht verstopft und ich immer einen ungehinderten Wassereintritt in meinen Brunnen habe.
Soweit korrekt gedacht, ABER zeitgleich zum ungehemmten Wassereintritt
hat auch der mitgeführte Sand im Wasser eine gleichermaßen ungehemmte Eintrittsmöglichkeit in den Brunnen. ???
>> Nicht so schlimm, meine Pumpe packt ja 50 Gramm Sand pro 1000 Liter Wasser.<<
So, laßt uns mal rechnen:
Sand hat ein spezifisches (Schütt-) Gewicht von 1,5 d.h. 50 Gramm Sand haben demzufolge ein Volumen von etwa 33 Kubikzentimetern, etwa soviel wie ein schlecht eingeschenkter doppelter Schnaps.
In einem wettermäßig durchschnittlichen Sommer beträgt der Gießwasserbedarf je nach Grundstücksgröße bis zu 800 Kubikmeter Wasser. ( 60 heiße Tage, zu bewässerndes Grundstück 1000 Quadratmeter Fläche, 10-15 Liter pro Quadratmeter und heißer Tag)
Also werden bei 50 Gramm Sand pro 1000 Liter Wasser in einer Saison nicht ganz 27 Liter Sand in den Brunnen gewaschen und von der Pumpe wieder hinausbefördert. Nach 15 Jahren sind schon etwas mehr als 400 Liter Sand durchgelaufen.
Also 2x ein 200Liter Blechfaß, da passt ein ausgewachsener Mensch rein !!!
Der angenommene 400 Liter Hohlraum erreicht rasch die Tiefenlage des Grundwasserspiegels, danach arbeitet er sich nur sehr langsam bis zur Erdoberfläche hoch.
Aber eines Tags bildet sich in der näheren Umgebung des Brunnens ein Einsturztrichter, in dem ein Mensch verschwinden kann, und leider wie schon passiert, so verschüttet wurde, daß man nur seine sterblichen Reste
ans Tageslicht zurückbringen konnte.
Wie kann man solche Zeitbomben beim Brunnenbauen verhindern?
1. Die einem Bohrloch entnommene Bohrgutmenge darf nicht mehr wie das 1,25 -1,5 fache des abgebohrten Volumens betragen (Bohrgutauflockerung).
2. Ein richtige Korngröße des Filterkieses verhindert die Einschwemmung von Sand in den Brunnen.
3. Richtig gewählte Filterschlitzweite verhindert das Eindringen von Filterkies in den Brunnen.
Zu 1. : Im gewachsenen Boden herrscht eine setzungsbedingte Verdichtung vor. Beim Bohren wird diese Verdichtung aufgelockert. Der Auflockerungsgrad bedingt eine Volumenvermehrung bis zum 1,5 fachen.
Zu 2. : Der Filterkies soll die 4-fache Korngröße der Bohrgutkorngröße haben, also bei 0,5 mm Bohrgutkorngröße entsprechend 2,0 mm Filterkieskorngröße (handelsüblicher Korngrößenbereich 1,5 -2,2 mm).
Zu 3. : Filterschlitzweite bei 0,5 mm Bohrgutkorngröße mindest 0,5 mm (könnte aber gerade eben noch zu Verstopfungen führen),
besser 0,75 mm.
So ist gewährleistet, daß bei gutem Wassereintritt keine Aushöhlung entsteht und man viele Jahre gefahrlose Freude an seinem Brunnen hat.
Grüße an alle hasso