Brunnenbohrung im Westerwald

  • Hallo Zusammen,


    erst mal vielen Dank für eure rege Teilnahme hier im Forum - das war für mich "zum anfixen" und als erste Informationsquelle schon mal hervorragend. Da unser Haus in einer (vermutlich) nicht ganz idealen Gegend steht, möchte ich hier kurz mein Projekt vorstellen & eure Meinung, Tipps, Anregungen und Hinweise erfragen :)


    Zuerst mal vorweg: Ja, der Bau ist genehmigt - ich habe tatsächlich sowohl von der Unteren Wasserbehörde als auch von unserer VG (Befreiung vom Nutzungszwang) das "Go" erhalten. Eine Probebohrung beim Bau des Nachbarhauses (~8-9m Luftlinie) hat einen Grundwasser-Stand von ~2-3m unter GOK gezeigt, daher ist das vorab erst mal ganz positiv.


    Schwieriger ist eher das Ergebnis der Bodenproben (Schluff und Ton):




    Nichts desto trotz möchte ich das Projekt in Angriff nehmen, hoffe auf nicht zu viel Ton im Boden (Westerwald = Tonabbaugebiet, diverse Tongruben im Umkreis) und im Notfall verbuche ich das als Fitness-Maßnahme :-). Also: selber Bohren ist erst mal der Plan. Was nach den 4m kommt? Gute Frage. Leider habe ich bislang keine guten Schichtenverzeichnisse bzw. Bohrlocharchive gefunden & der Info-Fluss der Unteren Wasserbehörde war bislang nicht so üppig.


    Die Idee: Je nach Leistung des Brunnens soll hieraus direkt eine automatische Bewässerung eines ~700qm Grundstücks in mehreren noch zu erstellenden Wasserkreisen zu erfolgen (Schaltung per Magnet-Ventil), dies wird allerdings erst im kommenden Jahr im Rahmen der Garten-Neuanlage realisiert. Bei geringer Leistung wird im Rahmen der Garten-Neuanlage eine ~4.000-10.000l Zisterne als Pufferspeicher im Boden versenkt, die Bewässerung erfolgt dann aus der von Regen- und Brunnenwasser gespeisten Zisterne.


    Gemäß diverser Anleitungen (Unter Anderem das Brunnenbau-Handbuch) tendiere ich aktuell zu folgendem Brunnenausbau mit einem mit 3m großzügig bemessenem Filter trotz geplanter geringer Entnahme um die Fließgeschwindigkeit weitestmöglichst zu reduzieren und Reserven zu bieten.



    Das Bauprojekt soll dieses Jahr noch starten, ich verspreche mir bedingt durch den "Jahrhundert-Sommer" einen etwas niedrigeren Grundwasserstand und somit die Möglichkeit länger im Schluff / Ton bohren zu können.


    Die geplanten Eckdaten:

    - DN115 Glattwand Brunnenrohr

    - 3m Filterstrecke

    - 1m Sumpfrohr

    - 4 Zoll Brunnenpumpe

    - 125mm Erdbohrer von Erdbohrer.de mit Aufkantung 30x30, 6m


    Daraus sollte sich eine Gesamt-Tiefe von 11m ergeben, der Pumpeneinlass hängt gemäß Plan 1m über dem Filter und ca. 2m unter dem Grundwasser-Spiegel... Soweit die Theorie - die Praxis sieht dann sicherlich komplett anders aus ;-). Gebohrt wird soweit es geht, initial würde ich mal das 6m oder 8m-Set bestellen, das sollte genügend "Puffer" bieten um tief ins Loch zu kommen. Alternativ überlege ich gerade gleich Rohre für die volle Länge zu bestellen um im Zweifelsfall was "zum Stochern" zu haben, bzw. einen Edelmann-Bohrer montieren kann. Was würdet ihr empfehlen?


    Das 125mm Bohr-Rohr ist etwas weiter als das Brunnenrohr, das würde ich dann anschließend mit Filterkies auffüllen. Die Verwendung eines Arbeits-Rohrs ist aktuell nicht geplant, vermutlich bin ich froh wenn ich mein Rohr durch die Schichten getrieben habe, und es nicht noch mal ziehen muss.


    Jetzt zu euch: Gibt's Hinweise, Tipps, Ratschläge, Empfehlungen zum Vorgehen bei den Boden-Gegebenheiten?


    Gruß,

    Markus

  • Hinweise, Tipps, Ratschläge, Empfehlungen zum Vorgehen bei den Boden-Gegebenheiten?

    Wenn möglich, einen Schachtbrunnen bauen (lassen).

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Hi Kg49,


    vielen Dank für die Antwort - auch wenn das nicht die ist, die ich hören wollte ;-).

    Ich war / bin bereits auf der Suche nach einem Brunnenbauer, der Einzige der ein Angebot abgegeben hat ist jemand der sich auf Erdwärme spezialisiert hat. Sein Angebot: 10.000€ +/-, ein genaueres Angebot wollte ich dann nicht mehr haben.


    Ich lese mich mal in die Materie "Bau eines Schachtbrunnens in Eigenleistung" ein, vermute aber das das so ohne weiteres mit vertretbarem Aufwand und Risiko nicht möglich ist.

    Grund für deine Aussage ist vermutlich die Aussage "Tongruben", richtig? Oder hast du Zugriff auf Schichtenverzeichnisse etc?


    Die Alternative ist die Erstellung einer großen Bohrung / Arbeitsrohr, darin ein deutlich kleinerer Bohr / Rammbrunnen und anschließend vor dem Ziehen mit Filterkies auffüllen. Das Ergebnisse sollte nahezu identisch sein, oder?


    @All:

    Gibt's hier andere Brunnenbauer aus dem Raum Montabaur, welche über ihre Erfahrungen berichten können?


    Gruß,

    Markus

  • das das so ohne weiteres mit vertretbarem Aufwand und Risiko nicht möglich ist.

    Doch, mit Betonringen gibt es kein Risiko, jedoch Muskelkater und Rückenschmerzen. Man kann natürlich mit vertretbarem finanziellem Aufwand auch für einen Nachmittag einen Bagger kommen lassen.

    Das Ergebnisse sollte nahezu identisch sein, oder?

    Nein. Bei einem Bohrbrunnen wird kontinuierlich gefördert, der Brunnen muss also die Wassermenge/Zeiteinheit liefern, die die Pumpe fördert.

    Schachtbrunnen sammeln das Wasser z.B. über 23h, welches dann in 1 Std. abgepumpt wird. Sie sind also optimal bei geringen Zuflüssen.
    Das abgebildete Bodenprofil sowie die Schilderung der zu erwartenden Bodenverhältnisse in grösseren Tiefen lassen einen Bohrbrunnen in Eigenarbeit nicht realisierbar erscheinen.

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Hallo Zusammen,


    der Vollständigkeit halber vielleicht mal ein kurzes Status-Update zu unserem Brunnenprojekt im tonigen Westerwald. Nach dem ziemlich konkreten Rat von kg49 bin ich noch mal in mich gegangen - und hab gemeinsam mit dem Nachbarn das weitere Vorgehen geplant.


    Da ich leider seit Geburt an einen kleinen Dickkopf habe - habe ich mich entschieden das Projekt dennoch in Eigenleistung durchzuziehen... Denn: So viel Geld wird nicht kaputt gemacht, die Mühe ist eingespartes Fitness-Studio - und lernen tut man auf jeden Fall bei dem Vorhaben.


    Vor rund einer Woche ist die Bohrung nun gestartet, mit nem 190er Bohrer mit Aufkantung ging es relativ flott in die Tiefe. Nach ca. 3-4m kam Wasser, mittlerweile bin ich bei 7.5m und habe eine 2.5m hohe Wassersäule im Bohrloch. Auf Grund der Tatsache das ab -5m im reinen Ton (anfangs weiß, mittlerweile braun / rot und deutlich fester) gebohrt wird, ist aktuell kein Arbeitsrohr notwendig - bislang konnte trotz mehrtägiger Pause (Muskelkater...) innerhalb kürzester Zeit der Bohrer wieder auf die End-Tiefe abgesenkt werden und etwas gelöster Ton / Schluff aus dem Loch geholt werden.


    Aktuell sieht mein Plan vor, einen ~12m tiefen "gebohrten Schachtbrunnen" zu bauen. in dem 190 / 200er Loch wird ein DN 125, ggf. auch DN 150 Brunnenrohr mit mind. 4m Filterstrecke abgesenkt. und mit Filterkies umschüttet um möglichst alle Wasserleiter abzugreifen. Das Wasser wird dann mit einer 3 Zoll Tiefbrunnenpumpe mit Schneckenantrieb gefördert (Vorteil für meinen Brunnen mit sehr niedriger Förderleistung: geringe Förderleistung (1500l/h), sandresistenter und wartungsfreundlicher) und in einer unterirdischen 8000l Zisterne zwischengespeichert. Aus dieser erfolgt dann mit einer leistungsstarken Pumpe die Bewässerung.


    Nächste Schritte:

    - Muskelkater / Zerrung auskurrieren & die Bohrung abschließen

    - Wahl der geeigneten Filterkies-Korngröße & Menge

    - Entscheidung Brunnenrohr DN125 (mehr Kiesschüttung) / DN150 (mehr Platz für Wasser)

    - Entscheidung Aufhäng-Höhe der Pumpe (über Filterbereich / im Filterbereich / im Sumpfrohr) Auf Grund der niedrigen Förderleistung die Höhe eventuell nicht so relevant, allerdings bedeutet mehr Wassersäule längere Schaltzyklen da mehr Wasser über der Pumpe steht welches abgepumpt werden kann...


    Gruß,

    Markus




  • Entscheidung Brunnenrohr DN125 (mehr Kiesschüttung) / DN150 (mehr Platz für Wasser)

    Bitte ein DN 115. Reicht bis 4" Pumpe und lässt mehr Platz für Kiesschüttung.

    Der Platz für Wasser ist im Kies!


    Die Förderleistung jeder Pumpe reduziert sich auch mit steigendem Druck (>>> Pumpenkennlinie), sodass Schneckenpumpe nicht unbedingt erforderlich ist.

    Die Schnecke hat einen relativ hohen Verschleiss und man sollte diesen Pumpentyp nur wählen, wenn wegen Sand nichts anderes übrig bleibt. Rezensionen auf amazon lesen.

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Hi kg49,


    Sehr gut - dann plane ich tatsächlich "nur" ein DN 115 in Kombination mit einer umfangreichen Kiesschüttung ein. Kannst du eine Korngröße für meine eher suboptimalen Bedingungen empfehlen? Ich würde vermutlich erst mal mit 150kg Filterkies mit Körnung 1-2mm von Fontario oder von Erdbohrer.de starten. Oder würdest du auf deutlich geringere Korngrößen gehen?


    4m Filterstrecke mit 0,3er Schlitzweite ist okay - oder was würdest du empfehlen?


    Gruß,

    Markus




  • Die Beantwortung Deiner Frage nach der Korngrösse ist gar nicht so einfach zu beantworten. Man müsste sich mal das Bohrgut ansehen können und auch mal zwischen den Fingern zerreiben.

    Filtern kann man nur Körner, egal wie klein oder gross sie sind.

    Lehmbestandteile, Schluff sind praktisch nicht filterbar.

    Man kann jetzt nur versuchen, durch eine grosse Kiesschüttung insgesamt die Wasserströmung um den Filter so zu verringern, dass möglichst wenig Feinpartikel gelöst werden und in den Brunnen gespült werden.

    Zur Auswahl der passenden Kiesgrösse wird man versuchen müssen, ein Optimum in Bezug auf die Schlitzgrösse der Filterrrohre zu finden.

    Ich geb Dir mal einen Link zu einer Broschüre für den professionellen Bereich:

    http://www.gwe-gruppe.de/expor…roducts/PVC_Ansicht_D.pdf

    Hier findest Du sogenannte Kiesbelagfilter, das Beste was es auf dem Markt gibt. Vorgesehen allerdings für Feinsand. In der Tabelle findest Du die Filterschlitzgrösse und die dazugehörenen Korngrössen.

    Die Körner sind allerdings mit Filterkies nicht direkt vergleichbar, da sie praktisch eine ideal runde Form aufweisen, also optimal filtern.

    Ich betreibe meinen Brunnen in Feinsand mit 4m dieser Filter und warte immer noch nach fast 20 Jahren auf das erste Sandkorn.

    Bei Dir liegen aber die Verhältnisse anders. Mangels Sand wären diese Filter in meinen Augen finanziell überdimensioniert.

    Die von Dir gewählte Korngrösse von 1 - 2mm ist schon o.k., falls es kleinere gibt, so 0,6 - 2mm wäre das auch noch diskutabel.

    Da Du eine Filterkiesstärke von gut 30mm haben wirst, der Kies aber gar keine direkte Filterfunktion hat, sondern mehr der Beruhigung der Wassersströmung dienen soll, würde ich sogar eine Filterschlitzgrösse von 0,5 -0,7mm für vertretbar halten, dann aber mit gröberer Körnung.


    Wichtig ist, dass das Brunnenrohr dann unbedingt mittig in der Bohrung stehen muss, um einen gleichmässige Kiesdicke zu erreichen.

    Aber zuerst sollte die Bohrung beendet werden, um zu wissen, was für Schichten noch kommen.

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


    Edited once, last by kg49 ().

  • Hier noch ein Link zu einer Diskussion über Filterschlitzgrösse und Körnung des Filterkieses:

    Schlitzweite der Filterrohre

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • 3 Zoll Tiefbrunnenpumpe mit Schneckenantrieb gefördert (Vorteil für meinen Brunnen mit sehr niedriger Förderleistung: geringe Förderleistung (1500l/h), sandresistenter und wartungsfreundlicher)

    Ist eine Pumpe mit Schneckenantrieb das gleiche wie eine Exzenterschneckenpumpe? Sind also Exzenterschneckenpumpe auch unanfällig für Sand?

  • auch unanfällig für Sand?

    Keine Pumpe ist "unanfällig für Sand". Jede Pumpe ist anfällig für Sand. Die eine mehr, die andere weniger.

    Was Du meinst, sind sandresistente Schraubenpumpen. Diese verschleissen auch bei Sand, jedoch sind die wasserfördernden Teile (Schnecke) leicht und preiswert austauschbar.

    Trotzdem gilt: Ein guter Brunnen ist absolut sandfrei und benötigt keine Hilfskonstruktionen wie Schraubenpumpen.

    Die Sandfreiheit lässt sich durch entsprechende Filter (in der Erde) praktisch immer erreichen.

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Hallo Markus83,

    ich möchte auch im Westerwald einen Brunnen bohren. Wäre es vielleicht möglich, dass wir persönlichen Kontakt aufnehmen zwecks Erfahrungsaustausch?

    Das liest sich alles sehr interessant...

    lg Stefan

Brunnen selber bauen