welche Pumpe brauche ich dafür

  • Hallo zusammen,

    Bin ganz neu im Thema und habe deshalb noch keine Ahnung von Pumpen. Im Garten habe ich ein KG DN100 Rohr, das ca 4m tief in der Erde steckt. Wie sich herausgestellt hat, steht darin das Wasser ca. 1 m hoch, offensichtlich ist hier der Stand des Oberflächenwassers recht hoch, bedingt durch teils sehr lehmigen Boden.

    Nun meine Überlegung:

    - gern würde ich das Wasser zum Gießen nutzen

    - Tauchpumpen für DN100 scheinen mir für meinen geringen Bedarf zu teuer

    - ggf. würde ich einen 300 - 500 Liter Zwischenspeicher installieren

    - gern würde ich die Pumpe

    a) dazu benutzen, Wasser in den Tank hoch zu pumpen

    b) mittels der Pumpe ggf. auch einen Gartenschlauch zum Gießen verwenden zu können (umschalten ganz simpel mittels T-Stück bzw Ventil zwischen hoch pumpen und aus dem Behälter raus pumpen)


    Die Frage: was für eine Pumpe würde sich dafür anbieten?

    Kann die Pumpe etwas entfernt vom Brunnenrohr stehen ( ca 10m horizontale Entfernung ? Würde also eine Saugleitung zunächst 10m horizontal und dann 90 Grad und 4m runter ins Rohr legen.

    Welche Kenndaten der Pumpe sind wichtig?


    Freue mich über eure Tipps!

    VG

    Gizzi

  • Da Du offensichtlich keinerlei Ahnung von und zu Pumpen hast, gebe ich Dir zwei Artikel zu lesen, in denen alles drin steht.

    Nur ein Tip zu Beginn: Das billigste Produkt ist nicht immer das preiswerteste.


    Pumpenkennlinie


    Betrachtet man Pumpen im Baumarkt oder online im Netz, so fällt einem auf, dass sich auf dem Typenschild oder bei den technischen Angaben zwei Werte befinden, die anscheinend die Eigenschaften der Pumpe beschreiben: Eine Druckangabe und eine Wassermengenangabe.


    Z.B. kann man lesen 5 Bar / 3000L/h

    Da 10m Wassersäule einen Druck von ca. 1 Bar hat, werden die Drücke häufig auch in Höhenangaben angegeben, d.h. es kann auch stehen: 50m / 3000L/h.


    Man könnte jetzt annehmen, dass die genannten Daten die Eigenschaften der Pumpe beschreiben, also 3000L/h bei einem Druck von 5 Bar gefördert werden. Ein folgenschwerer Irrtum!


    Es ist leicht einzusehen, dass eine Pumpe ihren höchsten Druck hat, wenn der Pumpenausgang verschlossen ist, also die Fördermenge 0L/h beträgt.

    Genauso ist es nachvollziehbar, dass die höchste Wassermenge gefördert wird, wenn der Pumpenausgang offen ist, also kein Schlauch angeschlossen ist. Ist der Ausgang offen, kann dort kein Druck aufgebaut werden, also liegen dort 0 Bar an.


    Diese zwei Zustände nennt man auch Betriebspunkte. Sie entsprechen kaum dem praktischen Betrieb.

    Aber genau diese zwei Betriebspunkte werden bei Pumpen angegeben, also die maximal mögliche Fördermenge und der maximal auftretende Druck. Beide können nie zusammen auftreten!


    Zwischen beiden Betriebspunkten sind unendlich viele Kombinationen möglich.

    Man kann sich das so vorstellen, als ob die Pumpe aus dem Eingangsbeispiel (50m/3000L) in einem Teich neben einem 60m hohen Turm stehen würde.

    Lässt man die Pumpe frei laufen, so fördert sie 3000L/h, ihr Druck beträgt 0 Bar.

    Schliesst man sie an einen langen Schlauch an, den man langsam am Turm hinaufzieht, so hat sie bei 10m einen Druck von 1 Bar, bei 30m von 3 Bar, bei 50m von 5 Bar und bei 60m immer noch 5 Bar. Das Wasser, das durch den Schlauch fliesst, wird immer weniger, je höher der Schlauch gezogen wird. Ab 50m fliesst überhaupt kein Wasser mehr aus dem Schlauch heraus.


    Zu jeder Schlauchhöhe gehört also ein anderer Druck und eine andere Fördermenge.

    Das sind die verschiedenen Betriebspunkte einer Pumpe. Sie werden entweder in einer Tabelle oder mit einer Kurve dargestellt. Diese Kurve nennt man Pumpenkennlinie, bei der man zu jedem Pumpendruck die dazugehörende Fördermenge bzw. zu jeder Fördermenge den dazugehörenden Pumpendruck ablesen kann.


    Ergänzend sei noch gesagt, dass einige Pumpenhersteller neben dem Maximaldruck bzw. der maximalen Fördermenge auch den Betriebspunkt angeben, bei dem die Pumpe ihren besten Wirkungsgrad hat.



    Pumpenstärke an Arbeitspunkt der Anlage anpassen


    Wählt man ohne nähere Kenntnisse oder mit einer schlechten Beratung eine Pumpe aus, so gibt es für deren Stärke drei Möglichkeiten:


    Zu stark,

    zu schwach,

    zufällig genau richtig.


    Um dem Zufall auf die Sprünge zu helfen und um eine optimale Auswahl treffen zu können, muss man zwei Werte bestimmen (Arbeitspunkt):

    • Die maximale Wassermenge, die die vorhandene oder geplante Anlage pro Zeiteinheit verbraucht (benötigt).
    • Den erforderlichen Wasserdruck, der am Pumpenausgang bei dieser Wassermenge anliegen muss.

    Am einfachsten ist dabei die Bestimmung der Wassermenge.

    Jeder renommierte Sprinklerhersteller gibt den Druck und die Wassermenge an, die für die Beregnung einer Fläche erforderlich ist. Bei unbekannten Verbrauchern kann man die Wassermenge mit Hilfe des Hausnetzes und einem Durchflussmesser (Wasseruhr) bestimmen oder auf Erfahrungswerte zurückgreifen (Eimerfüllmethode). Allerdings ist die Anschaffung einer Wasseruhr sowieso auch für später sehr nützlich.

    Unter Beachtung des Gleichzeitigkeitsfaktors erhält man nun eine bestimmte Wassermenge, z.B. 1800 L/h bzw. 1,8 m³/h.


    Die Bestimmung des erforderlichen Pumpendrucks ist etwas aufwändiger. Hier müssen drei verschiedene Faktoren berücksichtigt werden:

    • Druckverluste durch Höhenunterschiede
    • Druckverluste durch Wasserströmung
    • Betriebsdruck des Gerätes

    Die Druckverluste durch Höhenunterschiede bestimmt man durch den Höhenunterschied zwischen Grundwasserspiegel und dem höchsten Wasserentnahmepunkt (Die Tiefe, in der eine Tiefbrunnenpumpe hängt, spielt keine Rolle!).

    Beispiel: Grundwasserspiegel im Betrieb bei – 8m, höchster Entnahmepunkt + 13m, bezogen auf die Höhe des Brunnenkopfes bzw. dem Standort einer Saugpumpe. Daraus ergibt sich ein Höhenunterschied von 21m, was einem Druckverlust von 2,1 Bar entspricht.


    Druckverluste durch Wasserströmung bestimmen sich aus dem Querschnitt und Länge des Steig- (Ansaug-) rohres der Pumpe sowie aus Querschnitt und Länge der Verteilerleitungen.

    Die Berechnung ist so komplex, dass man diese nicht selbst durchführt, sondern auf Tabellen oder Berechnungprogramme zurückgreift. Z.B. www.druckverlust.de/onlinerechner .

    Hierbei muss nur beachtet werden, dass grundsätzlich der Innendurchmesser des Rohres eingegeben werden muss. Gerade bei PE Rohren führt das immer wieder zu Missverständnissen. PE 40 hat halt 32mm Innendurchmesser.

    Hat man Leitungen mit verschiedenen Durchmessern, so müssen diese einzeln berechnet und die Einzeldruckverluste am Schluss addiert werden.

    Zu den Druckverlusten der Leitungen kommen dann noch Druckverluste von Rückflussventilen, Wasseruhr, Filter, Presscontrol, Schieber, Hähne etc. hinzu. Hier kommt es auf Anzahl und Querschnitt an. Meistens kommt man mit einer Pauschalannahme von 0,5 – 1,5 Bar aus.


    Der erforderliche Betriebsdruck des Gerätes (Sprenger etc.) steht im Datenblatt oder kann beim Hersteller angefragt werden.


    Diese Drücke von der Höhendifferenz, dem Strömungswiderstand und dem Betriebsdruck des angeschlossenen Gerätes werden addiert, z. B. erhält man 5,7 Bar.


    Kürzt man

    den Druck der Höhendifferenz mit PH

    den Druck des Strömungswiderstandes mit PS

    den Betriebsdruck eines Gerätes mit PB

    und den Druck des Arbeitspunktes mit PA

    ab, so gilt folgender einfacher Zusammenhang:


    PH + Ps + PB = PA


    Mit der im Beispiel angenommenen max. erforderlichen Wassermenge von 1,8m³/h erhält man jetzt den Arbeitspunkt der gesuchten Anlage: 5,7 Bar / 1800L.


    Für diesen berechneten Arbeitspunkt ist jede Pumpe geeignet, deren Pumpenkennlinie genau durch diesen Punkt läuft.

    Man muss also bei Pumpen, die man aussuchen oder vergleichen will, die Pumpenkennlinien anschauen, ob sie (in etwa) durch diesen Punkt laufen.


    Oft geben Pumpenhersteller bei ihren Pumpenkennlinien einen Bereich an, in dem die Pumpe einen guten Wirkungsgrad hat. Dieser Bereich wird häufig durch zwei senkrechte Striche in der Pumpenkennlinie gekennzeichnet. Man sollte Pumpen bevorzugen, bei denen der berechnete Arbeitspunkt innerhalb dieses Bereiches liegt.


    Ein ganz wichtiger Punkt, der häufig vernachlässig wird:

    Zuletzt darf man nicht vergessen zu überprüfen, dass der Brunnen überhaupt in der Lage ist, die berechnete Wassermenge zu liefern.



    Insbesondere den letzten Satz möchte ich Dir dringend ans Herz legen, bei Deinem KG-Rohr.


    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Lieben Dank, kg49!

    Sehr anschaulich erklärt und da ich nicht ganz unbeleckt bin auch sehr verständlich und alles nachvollziehbar.

    Meine 'keine Ahnung' bezieht sich vor allem auf Bauart/Pumpen-Typ und Einschätzung pauschaler Verluste (z.B. Filter, Rückschlagventil sowie Rohbögen und ggf. Angeschlossenen Gartenschlauch). Zu letzterem hast du ja sehr viel Hilfe gegeben.

    Ich habe deine Hinweise aufgenommen und etwas rum gerechnet/überschlagen:

    Förderhöhe ist rel. fix und ich rechne hier mit 5m.

    Da die Ergiebigkeit des Brunnens unbekannt ist und ich eh keine große Fördermenge brauche würde ich von ca. 500 bis Max 1.000 l/h bei Max 2bar ausgehen.

    Bei meiner geringen Förderhöhe und den grob berechneten Druckverlusten wäre eine Pumpe mit 3,5 bis 4,5 bar bei 0,5 bis 1 m3/h vermutlich ausreichend.


    Klingt das plausibel?


    Wenn ja, bleibt die Frage, wo bzw welche Pumpe kaufe ich. Soll natürlich kein billig Teil sein (vom Discounter ohne hier irgend welche Marken zu verunglimpfen), aber ich brauche halt auch nicht die super langlebige Profi-Qualität wie sie vermutlich von Grundfos zu erwarten wäre.

  • Da die Ergiebigkeit des Brunnens unbekannt ist

    Da sehe ich das Problem. Aufgrund der Tiefe und der Höhe des Wasserstandes sowie dem Ansatz einer Bodenbeschreibung


    bedingt durch teils sehr lehmigen Boden.

    sehe ich die Bohrung nur für eine Schwengelpumpe geeignet, nicht jedoch für eine elektrische 08/15 Gartenpumpe.


    wäre eine Pumpe mit 3,5 bis 4,5 bar bei 0,5 bis 1 m3/h vermutlich ausreichend.

    Ich fürchte, dass es solche Pumpen mit diesem relativ hohem Druck und geringer Fördermenge kaum auf dem Markt geben wird. Aber schau Dich mal um, vielleicht findest Du was.

    Gruss

    kg49

    Es fördert nicht die Problemlösung, wenn von Seiten der Ratsuchenden erst nach mehreren Tagen auf einen Forenbeitrag geantwortet wird, da dies häufig ein erneutes Einlesen in die Problemstellung erfordert.


    Ein Problem ist meist schon halb gelöst, wenn es klar und vollständig beschrieben wird.


  • Du willst Blumen gießen und einen Vorratsbehälter füllen. Dann brauchst Du eine Pumpe die ca 3-4bar llefert mit einer 1" Innendurchmesser Saugleitung. Da steht dann 30 bzw 40m Höhe. Alles andere wie Reibungsverluste usw kannst Du getrost negieren.


    Anders sähe es aus wenn Du eine Bewässerungsanlage hättest, dann musst Du rechnen.


    In der Regenwassernutzung wird mit so einer Pumpe imEFH-Bereich Wasser aus einer Zisterne geliefert für WC, Wama und Garten.


    Bei den Pumpen hast Du die Wahl ezwischen Jet- und Mehrstufigen Kreiselpumpen die etwas leiser sind.


    Entscheiden musst Du dich über die Art der Steuerung. Manuell ein und ausschalten oder das automatisieren, Pumpe automatisch an wenn ein Verbraucher geöffnet wird und automatisch aus wenn er geschlossen wird.


    Gruß Peter

  • Hallo gizzi ,

    meiner Meinung solltest du , bevor du große Planungen für deinen Brunnenausbau durchführst , erstmal die Ergiebigkeit deines Brunnens feststellen.

    Mein Vorschlag wäre um den Brunnen zu testen :

    besorge dir eine billige Jet-Pumpe ohne Schnickschnack mit ca 2- 3m³ Fördermenge und mach einen Saugschlauch von der Länge des KG-Rohres +1,5m ran und pumpe den Brunnen ( Schlauch bis zum Grund ) erstmal ab um zu sehen ob überhaupt und in welchem Maße Wasser gefördert werden kann.

    Wenn der Schlauch bis auf den Boden gehr kannst du auch gleich sehen ob und wieviel Schlamm sich dort abgesetzt hat bzw. wieviel Wasser nachläuft.

    Wenn das geklärt ist würde ich erst mit der Planung fortfahren.

    Gruß Jörg

  • Mach da keinen Hermann draus... Geh in den Baumarkt und hol dir dir billigste Gardena Pumpe die du bekommen kannst...

    Das Löchlein wird eh nicht viel Wasser bringen und zum Blumen gießen reicht das Ding alle male...


    Aus vielem wird hier im Forum immer direkt eine Wissenschaft gemacht...

Brunnen selber bauen