Zusammenfassung meines Brunnenbaus

  • Mit viel lesen hier im Forum bin ich erfolgreich zu meinem Brunnen gekommen.
    Was mir allerdings aufgefallen ist, dass die Informationen doch sehr verstreut liegen. Teilweise im FAQ Bereich, teilweise mitten im Forum als Fließtext.
    Die Kandidaten unter Euch, die das schon sehr lange machen wissen das alles, für alle anderen schreibe ich mal meine Erfahrungen.
    Ein Dank an Rammbrunnen und Fellnase, die sehr schnell auf alle Fragen antworten. Das ist sehr sehr hilfreich in den größten Nöten.


    Nehmen wir mal an: geplant ist ein 4” Brunnen. Je nach Tiefe dann eine Saug- oder Tauchpumpe. Daher lieber 4” als 3” nehmen, da hat man mehr Pumpenauswahl.


    1.) Fragt mal in Eurer Nachbarschaft wie tief das Wasser den so steht oder mit viel Glück gibt es auch Infos im Internet. Vielleicht weiß ja einer auch noch was für Material so im Boden wartet. (Es hilft, wenn man ahnt worauf man sich einlässt.)


    2.) Einkauf: (das Meiste gibt es hier beim Forenbetreiber in guter Qualität)
    - Brunnenbohrer (150mm Durchmesser) Länge je nach Bedarf, also maximal bis zur Grundwasserschicht.
    - Brunnenrohr 4” (1 oder 2m Stücke ist egal, es werden hier im Shop sowieso nur 1m Stücke geliefert). Ich habe das normale Rohr mit Trapezgewinde gewählt, mir war die maximale Kraft wichtiger als das schlankere Glattrohr.
    - 2 bis 3m Filterrohr 4” (Filter ist zwischen 0,3 und 0,5mm zu wählen, wenn ihr nicht wisst was ihr für einen Untergrund habt. So steht es zumindest im Forum und hat bei mir funktioniert.)
    - Dichtungston (auch Quellton genannt) 5kg reichen dick
    - Brunnenkopf 4” (der günstige reicht mir, muss aber unter Umständen an der Stromdurchführung nach gearbeitet werden. Da passen keine flachen Stromkabel durch.)
    - Kiespumpe 90mm ( vergesst die Plunscher. Die sind für die ersten 3 Meter nett, sonst taugen sie noch um die Bohrtiefe auszuloten. Glaubt mir, ich habe bei 9Meter Tiefe freiwillig gewechselt)
    - Zugseil (Kunstfaser mind. 10, besser 12mm Durchmesser. Das blaue hier aus dem Shop fühlt sich zu dünn an und zerfasert auch sehr schnell, wenn die Pumpe hängen bleibt.)
    - Kanthölzer 2Stück Größer 80mm x 1Meter
    - Gewichte (Betonsteine, Knochensteine, etc)


    Dreibein oder Vierbein aufbauen.
    Ich hatte weder noch und habe mir die baulich einfachste Variante gewählt.
    Vierbein: man kaufe im Baumarkt 4 Stück 2,90Meter 70x70cm Hölzer
    Dazu noch 1 bis 2 Dachlatten je ca 1,40Meter lang.
    Dann braucht Ihr noch ein stabiles Rohr (Antennenmast), dass 1Meter oder etwas länger ist. Mein erster Versuch mit einem Aluminium Antennenmastrohr war schon mal nix. Die Kräfte sind zu groß die da drauf wirken.
    Wenn man den richtigen Durchmesser des Rohrs (zweiter Versuch mit Stahlrohr) hat, dann passt da sogar noch ein dünnes KG Rohr drüber. Das reduziert die Reibung des Seils an dem Stahlrohr weil sich das Rohr mitdrehen kann.
    Gewindestangen M10, Muttern, Unterlegscheiben.
    Also links und rechts zwei Schenkel bauen, die man mit den Dachlatten soweit auseinander aufstellt, dass das Rohr oben aufliegen kann. Mit den Dachlatten die Konstruktion vor seitlichem Verkippen sichern. Und los gehts...


    Wenn Ihr sandigen Boden habt wird die Kiespumpe mal hängen bleiben. Dafür sollte man unbedingt zur Hand haben:
    - Flaschenzug 8fach. Gibts bei Amazon für 20Euronen.
    - 1-2 Karabiner zum einfacheren umhängen. (je 10euro) Erspart viel Arbeit.
    - Eine stabile Stange zum lose Klopfen der Kiespumpe


    Die Pumpe sucht Ihr Euch aus, wenn ihr wisst wie tief Euch das Wasser steht.
    Bis knapp 8Meter geht eine Saugpumpe (Hauswasserwerk) danach nur noch die Tiefpumpen.


    3.) Jetzt beginnen wir mit der Bastelarbeit.
    Wichtig ist noch die von Fellnase im Wiki beschriebene Holzklemme zu bauen. Weitere Schellen, Gummis und so braucht ihr wirklich nicht.
    Ich habe nur ein 80er Kantholz genommen und ein perfekter Schnitt meines Nachbarn mit der Stichsäge hat schon gepasst. Er sagte nur: Das kann man nicht lernen :)
    Übrigens hat mir eine M10 Gewindestange schon gereicht. Die hat ja schon unglaublich viel Zugkraft.


    4.) Nun aber los:
    Mit dem Brunnenbohrer nach unten bohren bis es nicht mehr weitergeht.
    Immer 2-3 Drehungen, dann Bohrer wieder hoch, ausleeren und wieder rein.
    Das geht am Besten, wenn man zu zweit ist und der zweite Mann ca. 1Meter höher steht. Sonst muss man den Bohrer ständig auseinander bauen. Aber 6 Meter lassen sich zu zweit gerade noch handeln.


    Ihr hört auf zu Bohren, wenn entweder nichts mehr zu fördern ist. Also nasser Sand/Kies nicht mehr auf dem Bohrer liegen bleibt, oder ihr auch mehreren Bohrversuchen immer wieder auf der selben Tiefe landet. Dann fangt Ihr unten einen Krater an zu bohren.


    Das der Bohrer gefühlt leicht unten weg läuft ist nicht so dramatisch. Er wird schon keinen 90° Knick machen.


    5.) Ihr wisst wie tief das nun ist. Schraubt also entsprechend viele Brunnenrohre zusammen sonst verschwindet das erste Stück im Loch und das wars!
    Hierbei wie folgt vorgehen:
    * 0,5m oder 1Meter Sumpfrohr (das ist ein normales Brunnenrohr ohne Filter, nur nach Bedarf gekürzt). Den Rest vom 0,5Meter Rohr könnt Ihr am Ende oben wieder anschrauben.
    * Dann 2Meter (wenn Ihr viel Kraft und Lust habt 3Meter) Filterrohr wie oben beschrieben.
    * Nun den Rest mit Vollrohr weiter bis zur aktuellen Bohrtiefe
    Die Rohre gut miteinander fest drehen. Das im Forum oft beschriebene Öl auf die Gewinde habe ich nicht gebraucht.Einfach gut mit Wasser Sand frei spülen dann klappt das schon.


    6.) Nun baut ihr das Drei-/Vierbein über der Stelle auf.


    7.) Jetzt kommt die Kiespumpe zum Einsatz. Einen sehr stabilen Knoten machen. (Stichwort: “ostsee palstek knoten” bei Google ist dein Freund.)
    Die Holzklemme um das Brunnenrohr legen. Am besten nur ca 40cm über Grund, dann ist der seitliche Hebel nicht so groß.
    Jetzt kommt Gewicht drauf. Und zwar: Je mehr desto gut. Und das ist wirklich so.
    Ich hatte erst Erfolg nachdem ich selber auch noch drauf stand. Richtwert, alles über 150kg ist ein Anfang, so mit 250kg ist es gut und es gibt auch Leute die mit 400kg arbeiten.


    Jetzt rein mit der Kiespumpe ins Rohr und runter damit. Anschließend Wasser mit einem Schlauch einlaufen lassen. Ihr hört grob, ob die Pumpe unter Wasser steht oder noch nicht
    Dann beginnt die echte Arbeit. Denkt dran, andere zahlen Geld in der Mukkibude für das hier. Also seid Dankbar!!
    Ihr zieht die Kiespumpe leicht hoch und lasst das Seil wieder reinfallen. Nach wenigen Sekunden sollte sich das Seil von alleine weiter nach unten ziehen. Wenn es nach ca 10..20 Sekunden nicht mehr weiter runter will mit Kraft aber Gefühl den Kolben wieder hoch ziehen. Ihr gewinnt schnell ein Gefühl dafür, ob der Kolben runter geht. man merkt “das Auge” des Kolbens im Zylinder am Seilzug. Danach muss der Kolben exakt senkrecht stehen, sonst zieht er sich nicht ganz nach unten.
    Wenn Ihr jetzt ein paar Mal gepumpt habt geht der Kolben nicht mehr sonderlich weit rein. Dann ist die Pumpe voll. Jetzt komplett hochziehen und aus kippen.


    Und an dieser Stelle werdet Ihr merken, dass sich ein Drei-/Vierbein definitiv lohnt. Ich habe es zwar nicht zum gefühlvollen Pumpen verwendet, aber zum rein und rauslassen der Kiespumpe ist unglaublich Kräfte sparend.


    Wenn ihr jetzt zwei bis drei Mal unten Sand und Kies eingesammelt habt, dann könnt Ihr auch mit ruckartigen Aufwärtsbewegungen versuchen ordentlich Sog unten zu erzeugen. Dabei werdet Ihr merken, dass das Rohr sprunghaft nach unten wandert.
    Also nicht verzagen, wenn nach 2,3,4 Pumpversuchen das Rohr nur um 2mm gewandert ist. Ihr schafft dann meist erst mal den Sand raus. Danach geht es wieder eine Weile mit 5cm Sprüngen.


    Und, was ich auch gelernt habe.... Messt hin und wieder mal Eure Tiefe.
    Kiespumpe rein und messen wie viel Seil Ihr bis zum oberen Brunnenrohrrand habt. Dann Pumpe raus und mit dem laufenden Meter nachmessen. Ich habe es tatsächlich geschafft unter mein Brunnenrohr zu kommen!! Nachdem ich dann vorsichtiger geworden bin und mit viel Auflasst gearbeitet hatte war im Rohr meist so 10..30cm Sand gestanden.


    Sobald Ihr mit der Kiespumpe komplett im Grundwasser steht braucht Ihr natürlich kein Wasser mehr zugeben.


    Euer Ziel ist erreicht wenn Ihr über dem oberen Filterrohr noch 2 bis 3 Meter Vollrohr habt.
    Kurzum: Ihr werdet >4,5Meter Rohr unter der Wasseroberfläche haben.
    (0,5Meter Sumpfrohr, 2Meter Filter, 2Meter Vollrohr).


    Wenn Ihr jetzt dafür gesorgt habt, dass die Kiespumpe das Rohr Sand und Kiesfrei geschafft hat dann habt Ihr es geschafft. Die letzten 10..20 Zentimeter werdet Ihr unter Umständen nicht raus schaffen. Die kommen von unten nach.
    Nun nur noch circa 30cm Quellton einfüllen. Das misst man am Besten mit einem Rohr auf dem Trockenen aus. Jetzt heißt es warten bis zum nächsten Tag.
    Das könnt Ihr Euch aber mit der richtigen Wahl der Pumpe versüßen.


    Wenns mal nicht so läuft wie geplant: Kiespumpe hängt fest
    Wichtig: Möglichst schnell ordentlich zug auf das Seil geben.
    Jetzt kommt der Flaschenzug ins Spiel. Macht einen Knoten in Euer Zugseil der Kiespumpe, hängt mit dem Karabiner Euren Flaschenzug da ein. Der sollte auch am Vierbein eingehängt sein. Jetzt ordentlich Zug drauf geben. (bedenkt Ihr habt nen Faktor 8 auf das Zugseil der Kiespumpe). Und während Ihr Zug drauf gebt immer wieder mit kurzen Schlägen auf das Zugseil die Kiespumpe langsam aber sicher aus dem Sand ziehen. Unter Umständen kann das auch mal 1-2 Stunden dauern. Wenn Ihr nicht mehr könnt/wollt auf jeden Fall Zug drauf lassen. Also hängt Wassereimer an den Flaschenzug oder irgendwas was noch ca 100kg Zug anstehen lässt. Dann könnt Ihr am nächsten Tag weiter machen.


    8.) Wie oben schon erwähnt, bis 7..8Meter geht noch eine Saugpumpe (zB Hauswasserwerk). Danach nur noch Tiefbrunnenpumpen.
    Wenn Ihr, so wie ich, Angst habt, dass Ihr dauerhaft Sand ziehen werdet, dann nehmt eine sandverträgliche Pumpe. Das sind sogenannte Schraubenpumpen.
    Die machen zwar nur 2,4qm/h, aber für mich reicht es.
    Alternativ dazu könnt Ihr auch normale mehrstufige Pumpen nehmen. Die haben dann auch einen höheren Durchsatz. Aber passt auf, dass der Filter und Euer Erdreich das überhaupt können.
    Infos für das Zubehör:
    Bei HWW und so einen Saugschlauch nehmen. Gartenschläuche ziehen sich zusammen und Ihr bekommt nichts mehr durch.
    Bei der Tiefpumpe das Stahlseil (Edelstahl) zum aufhängen nicht vergessen.
    Ein PE Rohr als Steigleitung.
    Kabelbinder um Strom, Wasser und Zugseil zusammen hoch zu führen.
    Die Ansaugung der Pumpe sollte etwas 1m über dem letzten Filterrohr erfolgen und entsprechend 1m unter dem Grundwasserspiegel.
    Sonst wird die Pumpe nicht ordentlich gekühlt und die Verwirbelungen und Ansaugungen im Filterbereich sind zu punktuell. Da kann es dann zu einer Trichterbildung kommen und alles stürzt nach einer gewissen Zeit ein.




    Wenn Ihr Eure Pumpe jetzt in Betrieb nehmt fangt langsam an. Also Gartenschlauch dran und mit einem Ventil die zu fördernde Menge runter drehen. Das macht Ihr 1-2 Stunden.
    Danach könnt Ihr auch mal auf maximaler Leistung fördern.
    Hin und wieder die Qualität in einem Eimer testen. Das Wasser beruhigen lassen und schauen wie viel Sand Ihr im Wasser habt.


    Als Infos für die Tiefpumpen noch:
    Diese sollten nicht so häufig Ein-/Ausgeschalten werden. Nehmt noch ein Druckkessel (50l) und einen Druckschalter dazu.


    Und jetzt viel Erfolg mit Eurem Brunnen.
    Alex


    PS
    Hier noch die Bilder von meinem Vierbein.




    Und noch meine Rohrklemme / Holzklammer



  • Hallo Alex.


    Danke für deinen super Beitrag.
    Es ist selten genug dass uns jemand eine Rückmeldung gibt.
    Brunnen fertig und dann wird alles vergessen.
    Ich würde deinen Bericht gerne in unser Brunnen Wiki verschieben, wenn du es erlaubst.
    Nochmals Danke.
    Wünsche dir das du immer einen Meter Wasser über den Filter hast.

  • Klar darfst du den Artikel in den Wiki teil übernehmen.
    Dafür ist er ja geschrieben. Andere müssen ja nicht die selben Probleme und Fehler bekommen wie ich.
    Du darfst auch gerne noch drin editieren, d.h. Rechtschreibfähler sind zu finden und vielleicht Thematisch ein wenig umsortieren.


    Und: Ich habe noch ein Bild von meinem Vierbein, was ich Dir bei Gelegenheit zukommen lassen kann.

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